Marathonhelden unter sich

Berlin erlebte einen Marathon der Rekorde: Der Kenianer Paul Tergat lief mit 2:04:55 Stunden eine neue Weltbestzeit, mit ihm rannten 51.600 Aktive durch die Stadt. Eine Million Zuschauer säumten die Strecke. Manche brachten gleich Kuhglocken mit

Es sollte ein perfekter Tag werden. Einer, der zehntausende begeisterte, und vielleicht hat das der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bereits gestern Morgen geahnt. Und so rief er einen „wunderbaren Tag“ aus, bevor er um 9 Uhr den Startschuss gab, und weiter: „Vielleicht gibt es heute einen neuen Weltrekord, aber jeder, der im Ziel ankommt, ist ein Marathonheld.“ Es gab tatsächlich einen Helden, und der lief nur etwas über zwei Stunden später auf der Zielgerade durch das Brandenburger Tor.

Es war der Favorit Paul Tergat aus Kenia. Er gewann den 30. Berlin-Marathon in neuer Weltbestzeit, „pulverisierte“ sie nachgerade, wie ein enthusiastischer Agenturjournalist schrieb, denn er lief die 42,195 Kilometer lange Strecke in 2:04:55 Stunden. Damit verbesserte er die alte Bestmarke um 43 Sekunden. Nach einem kleinen Umweg kurz vor dem Ziel am Brandenburger Tor setzte er sich im Schlussspurt gegen seinen Landsmann Sammy Korir durch. Auf den dritten Rang kam mit Titus Munji ebenfalls ein Kenianer.

Bei den Frauen siegte Yasuko Hashimoto aus Japan in 2:26:32 Stunden und mit neuer persönlicher Bestleistung. Damit gewann zum vierten Mal hintereinander eine Japanerin beim Berlin-Marathon. Emily Kimuria aus Kenia und Ornella Ferrara aus Italien belegten die Ränge zwei und drei.

Der 30. Berlin-Marathon verzeichnete eine Rekordbeteiligung. Zu dem Jubiläumslauf kamen mehr als 51.600 Aktive aus 91 Nationen. Und die Berliner bewiesen einmal mehr ihre Begeisterungsfähigkeit. Schon am Sonntagmorgen säumten zehntausende die Straße des 17. Juni und sorgten mit Trillerpfeifen und Schellen, Rasseln, Kuhglocken und lautstarkem Beifall für Stimmung. An der Strecke verfolgten wie im Vorjahr insgesamt rund eine Million Zuschauer die Läufe – dabei bejubelten sie so manchen Volksvertreter (die taz berichtete).

Brandenburgs Sport- und Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) etwa hielt durch – und brauchte nur etwas mehr als vier Stunden. „Ich habe bei dem Sonnenschein meine richtige Betriebstemperatur erreicht“, berichtete der 43-Jährige, der mit der Zeit sein selbst gestecktes Ziel erreichte.

Für das große Teilnehmerfeld mussten die Organisatoren gewaltige Mengen an Material bereitstellen. Ein paar Zahlen: Parat gehalten wurden eine Million Trinkbecher, 204.000 Sicherheitsnadeln, 52.000 Startnummern und 95 Garderoben-Lkws. 5.900 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz. Neben rund 25 Unfallhilfsstellen, die in regelmäßigem Abstand an der Strecke aufgebaut wurden, waren auch mobile medizinische Teams zu Fuß und auf dem Fahrrad unterwegs. Mehr als 350 medizinische Einsatzkräfte und über 45 Transporteinheiten standen für die Versorgung der Läufer bereit. Außerdem waren über 50 so genannte Defibrillatoren an der Strecke vorhanden, um im Fall des plötzlichen Herzstillstands eines Läufers sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen zu können. Bei der erstmals veranstalteten Marathonnacht am Samstag feierten nach Angaben der Veranstalter rund 30.000 Menschen bis spät in die Nacht rund um das Brandenburger Tor. Besucher konnten Live-Musik und Kulinarisches genießen. Höhepunkt war der rund einstündige Auftritt von Soul-Diva Kelly Rowland. Auch im nächsten Jahr soll es wieder eine Marathonnacht geben, sagte ein Sprecher des Veranstalters.

Autofahrer mussten sich am Wochenende auf umfangreiche Verkehrsbeeinträchtigungen einstellen, da die Marathon-Strecke für den Verkehr gesperrt wurde. Bereits beim Skater-Wettbewerb gab es lange Staus. Die Polizei schleppte an beiden Tagen 977 Fahrzeuge ab.

DDP, DPA, TAZ