examen für bananen von RALF SOTSCHECK
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Natürlich wird er StandingOvations bekommen, wenn die britische Labour Party heute zu ihrem Parteitag im südenglischen Seebad Bournemouth zusammenkommt. Kaum jemand verkörpert New Labour so perfekt wie der von Geburt an blinde Innenminister David Blunkett. Ständig fallen ihm neue Sachen ein, um zu beweisen, dass man die Konservativen nicht mehr braucht.

Seine neueste Idee ist ein Geschichtsexamen für Einwanderer, die einen britischen Pass beantragen. Der Test soll angeblich dazu dienen, die Staatsbürger in spe „stolzer darauf zu machen, britisch zu werden“, behauptet Blunkett. Die liberale Linke halte die Besinnung auf irische, schottische und walisische Kultur für lobenswert, aber man müsse sich fast dafür entschuldigen, Engländer zu sein, bedauert der Innenminster. Aber nein. Man muss sich dafür entschuldigen, Blunkett zu sein.

„Wer die sechs Frauen von Heinrich VIII. kennt, muss noch lange kein guter Staatsbürger sein“, meinte Blunkett. „Aber er muss wissen, wann Großbritannien zum letzten Mal besetzt war, wenn man über die Kriege des 20. Jahrhunderts redet.“ Die meisten werden korrekt auf den Zweiten Weltkrieg tippen. Wie heißt der Premierminister? Auch das ist nicht allzu schwer, denn das grinsende Gesicht vergisst man nicht so schnell, wenn man es einmal gesehen hat. Wann wurde das Unionsgesetz verabschiedet? Schon schwieriger. Wie bezahlt man eine Telefonrechnung? Damit will Blunkett die afrikanischen Antragsteller hereinlegen, die von zu Hause lediglich die Buschtrommel kennen. Und dann kommt die Killerfrage: Welche politische Ausrichtung haben die größten britischen Parteien? Das ist knifflig, das könnte auch kein eingeborener Brite beantworten.

Zum letzten Mal hatte Norman Tebbit eine Prüfung für Einwanderer vorgeschlagen. Der Rottweiler der damaligen Tory-Premierministerin Margaret Thatcher wollte einen Cricket-Test einführen. Wer das groteske Spiel unter Männern in weißen Schlafanzügen nicht kapierte, sollte flugs nach Hause geschickt werden.

Blunketts Berater, der den Briteneignungstest entworfen hat, heißt ausgerechnet Bernard Crick. „Es sind ganz simple Fragen“, findet er, „und wenn Schulkinder sie beantworten können, sollten Erwachsene ebenfalls dazu in der Lage sein. Die Leute schätzen ihre Staatsbürgerschaft mehr, wenn sie sie nicht hinterhergeworfen bekommen, sondern sich verdienen müssen.“ Wenn sie im Supermarkt Bananen verschenken, ist man ja auch misstrauisch.

„Die Menschen, die es am weitesten in unserer Gesellschaft gebracht haben, sind die Juden“, weiß Blunkett, „weil sie unsere Sprache angenommen und sich in das britische Leben integriert haben.“ Das sollen die Neubriten auch tun. Sie müssen Nachbarschaftlichkeit (wie in Nordirland?) erlernen, sich über Gleichberechtigung (wie im Labour-Kabinett?) und über Jugendkultur (warmes Bier bis zum Abwinken?) informieren. Und sie sollen über britische Etikette Bescheid wissen. Damit ist der Hofknicks vor Tony Blair gemeint.