IN GRUNDSCHULEN WERDEN DIE FALSCHEN ROLLENBILDER VERMITTELT
: Willkommen im Quotenklub

Die allgemeine Alarmstimmung, was den Untergang des Mannes betrifft, hat nun auch die Kultusministerkonferenz erreicht: Mehrere Landesminister machen sich Sorgen über die schlechten Schulleistungen der Jungen im Gegensatz zu den Mädchen. Ihre Diagnose: Der Schulbetrieb, insbesondere der Grundschulen, habe sich „feminisiert“, zu viele Lehrerinnen würden auf die Knaben losgelassen. Es würde Zeit, dass die Jungs wieder männliche Rollenvorbilder in der Schule sähen, von einer Männerquote ist die Rede.

Nur: Seit langem schon sind die meisten ErzieherInnen der Jüngsten in Kindergarten und Grundschule Frauen. Warum schaden die den Jungen gerade in letzter Zeit so sehr? Ist es wahrscheinlich, dass sich die Grundschullehrerinnen gerade jetzt in ultrafeministische jungshassende Monster verwandelt haben? Eher nicht. Vielmehr kann man sich nach wie vor darauf verlassen, dass die meisten von ihnen den Jungs das herrschende Männlichkeitsbild vermitteln – mehr oder weniger unbewusst. Nur, wie sieht das aus?

Schließlich fehlen nicht nur Grundschullehrer als Rollenvorbilder. Es existiert gesellschaftlich nicht mal mehr ein mittelmäßig machohaftes Männerbild. Wir leben in einer Welt der verunsicherten Männer. Wer schrödermäßig den leicht autoritären Frauenbelächler macht, wird zwar noch irgendwie bewundert, aber als vorbildhaft mag man seine Methoden in der Schule sicher nicht propagieren. Zerfallsprodukte kaputter Männlichkeit bevölkern die Medien: Rambos und Rapper, Gewalt in allen Varianten. Nur wenn Jungen Glück haben, haben sie eine Vater oder eine väterliche Figur in der Nähe, die ihnen eine andere Art Männlichkeit nahe bringt. Der Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Defizite soll jetzt – wie immer – die Schule sein.

Warum nicht, wenn’s was nutzt? Dass man mit einer Quote komplexe gesellschaftliche Probleme nicht löst, kann man an diversen Frauenquoten in Parteien und anderen Ämtern sehen. Dass sie dennnoch einen Unterschied macht, kann man aber ebenso sehen, wenn man das Personal der Quotenparteien mit dem der Quotenlosen vergleicht: Wer als Mädchen sein Rollenvorbild nicht in der Ausnahmefigur Merkel sieht, kann in den quotierten Parteien SPD und Grüne weitersuchen; die haben mehr Varianten zu bieten. Nebenbei würde die Männerquote Schluss machen mit dem Mythos von der Quote als Frauenprivileg: Mit den ersten Quotenmännern würde das Weinen über Quotenfrauen, die einem die Stelle wegschnappen, wohl ziemlich schnell enden. HEIDE OESTREICH