Kapitalmarkt Börse

Börsengänge sind volkswirtschaftlich wichtig. Mit der eingetretenen Börsenerholung dürfte auch die Bereitschaft wieder zunehmen, sich an Börsenneulingen zu beteiligen

Zu Beginn des Jahres 2000 floss an den Börsen Milch und Honig. Börsengänge von Unternehmen (Going Public) waren an der Tagesordnung – und bei Anlegern beliebt. Mit der dann einsetzenden Baisse und einigen bekannt gewordenen unsauberen Machenschaften bei Börsenneulingen sowie Absahner-Platzierungen hat das Interesse sowohl von Unternehmen an einem Börsengang als auch auf Anlegerseite zum Erwerb solcher neuen Aktien dramatisch nachgelassen. In Deutschland hat es bisher in diesem Jahr noch kein Going Public gegeben, in Europa waren es bisher nur rund 25 nach stolzen 622 im Jahre 2000. Vor allem in den USA und einigen europäischen Staaten sind jedoch wieder erste Börsengänge zu beobachten. Das ist gut, denn jede hoch entwickelte Industrienation muss seinen Unternehmen auch die Möglichkeit der Eigenkapitalbeschaffung über die Börse, also von außen, bieten. Das gilt in den Augen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) in ganz besonderem Maße für Deutschland mit seinen mittelständischen Unternehmen, die oft über eine dünne Eigenkapitaldecke klagen. Viele börseninteressierte Unternehmen stehen in Deutschland in den Startlöchern, schrecken jedoch noch vor dem Risiko zurück, einen Flop zu landen.

Mit der eingetretenen Börsenerholung dürfte sukzessive jedoch auch die Bereitschaft der Anleger zunehmen, sich wieder an Börsenneulingen mit ihrem besonderen Risikoprofil zu beteiligen. Aber auch auf Seiten der Anleger ist das Misstrauen noch vorhanden. Bei dem Unternehmen, dass diesen Bann brechen will, muss einfach alles stimmen: Formal geht es dabei um die Größe, eine ausreichende Zahl an Aktien, ein gutes unabhängiges Research, perfekte Investor-Relations-Arbeit, vor allem aber um zukunftsträchtige Produkte für einen wachstumsträchtigen Markt – und all das organisiert von einem guten Management.

Sodann muss außerdem der Preis für die jungen Aktien stimmen. Sie müssen dem Anleger passend zum überproportionalen Risiko eine ebenfalls überproportionale Chance bieten. Eine erste interessante, gleichzeitig stimmige und erfolgreiche Emission könnte den Knoten platzen lassen. BRUNO HIDDING