Kommentar
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Bremerhaven ist verloren

Bremerhaven ist mehrfach gestraft. Immer kommt die Stadt bundesweit in die Schlagzeilen mit ihrem strammen DVU-Potenzial. Wirtschaftspolitisch steht sie in einer Linie mit ostdeutschen Regionen, ohne die besondere Fürsorge des „Aufbau Ost“ zu erfahren. Und wirtschaftspolitisch hat sie nach dem Werften-Aus die Talsohle noch nicht durchschritten. Auch der Ausbau der Kaimauern trägt wenig zur lokalen Wirtschaft bei – die meisten Container werden in Fischtown nur umgeladen.

Dabei ist die Stadt finanziell nicht schlecht ausgestattet: Unter dem Deckmantel der Großstadt-Zulage, die Bremen als besondere Einwohnerwertung erhält, zählt auch jeder Bremerhavener im Finanzausgleich 36 Prozent mehr – obwohl dort keine Großstadt-Dienstleistungen für Umlandbürger anfallen.

Mehr Geld gibt es also nicht, schon gar nicht vom klammen Land Bremen. Und politisch handlungsfähig ist die Stadt nicht, weil sie als Bremer Enklave gehalten wird. Kein Bremerhavener Politiker darf sich eigene Gedanken darüber machen, ob eventuell aus dem Wahlergebnis Schlussfolgerungen zu ziehen seien. Eine Koalition wie in Hamburg würde theoretisch genauso zu den Möglichkeiten gehören wie eine Ampel. Aber Bremerhaven hängt am Bremer Finanztropf, und wenn aus Bremen die Vorgabe kommt: „Koalition wie bei uns“, dann macht die Politik dort Männchen. Die Kraft, sich selbst aus der Misere zu erheben, kommt unter solchen Umständen nicht auf.Klaus Wolschner