Viterra zerteilt Beute

Entgegen ihrer Ankündigung verkauft die Essener Viterra ihre Häuser doch an Privatpersonen

RUHR taz ■ Die Viterra kommt ihrer Selbstverpflichtung nicht nach. Vergangene Woche veräußerte der größte Immobilienbesitzer im Revier weitere 4.200 Wohnungen, unter anderem in Gelsenkirchen, Dortmund, Castrop-Rauxel und Wanne-Eickel. Über den Kaufpreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. 1.500 Wohnungen wurden von der Häusser GmbH erworben. Die Firma ist unter anderem auf die Privatisierung von Wohnsiedlungen spezialisiert. Zu Beginn des Jahres hatte das Unternehmen 900 Wohnungen von der Viterratochter Mira GmbH in der Dortmunder Germania Siedlung erworben, und verkauft diese seitdem einzeln.

„Damit ist Viterras Verpflichtungserklärung ausgehebelt“, sagt Rainer Stücker, Vorsitzender des Mietervereins Dortmund. Viterra hatte auf Druck der Landesregierung eine Erklärung abgegeben, nach der die Häuser als Gesamtpaket an ein Unternehmen verkauft werden sollten. Die MieterInnen erhoffen sich davon, dass sie nicht aus ihren Wohnungen geklagt werden können. Stücker appelliert an die Mieter, schnellstmöglich einen „Antrag auf Zuerkennung von Wohnrechten“ gemäß der Selbstverpflichtungserklärung an die Häusser Bau GmbH zu stellen, um sich das Bleiberecht in der Wohnung zu sichern.

„Information und Aufklärung sind dringend notwendig“, sagt Stücker. Der Mieter müsse selbst tätig werden, bevor die Wohnungen wieder weiterverkauft werden. Diesmal an einen privaten Nutzer. Der könne sich auf die gesetzlichen Bestimmungen berufen, und den Mietern nach spätestens neun Monaten kündigen. Der einzige Weg dagegen wäre, sich auf die gesetzlichen Härtefallregelungen zu berufen. „Ein langwieriger und anstrengender Prozess, der fast immer vor Gericht endet“, so Stücker.

ALEXANDER BÖER