Teenies verlieren Hemmungen: „Voten ist safe und secret“

In Bonn startet morgen die Veranstaltungsreihe „Youth meets Politics“. Sie soll Jugendliche und Erstwähler mit den konkreten Folgen kommunaler Politik im Stadtteil konfrontieren und ihnen den Austausch mit Politikern erleichtern. Veranstaltungsorte sind Häuser, die als Jugendtreffs beliebt sind

Bonn taz ■ Die Stadt Bonn wollte vor eineinhalb Jahren wissen, was Jugendliche in der City vermissen. „Man soll eine Disco aufmachen, da kann man einfach so rein, ohne Ausweis“, schrieb ein Schüler auf den Zettel. Andere sehnten sich nach einer reicheren Auswahl an Modegeschäften, mehr Sportangeboten und – bei vier zentral gelegenen McDonald‘s-Filialen geradezu verständlich – einem Burger King.

Dass diese Angebote bereits direkt oder indirekt mit lokaler Politik zu tun haben, war den meisten Befragten nicht bewusst. „Die Bundespolitik prägt leider auch das Bild der Kommunalpolitik“, sagt Hans Peter Friedrichs vom Bonner Kinder- und Jugendamt. Daher sei es schwierig, Teenagern und Erstwählern die Bedeutung der anstehenden Kommunalwahlen für ihren eigenen Alltag in den Stadtbezirken zu vermitteln.

Häufig scheitern bereits die Versuche eines öffentlichen Austausches zwischen Jugendlichen und Politikern. Die Parteien schicken zu diesen Terminen gewöhnlich ihre Jugendbeauftragten, die ihre Positionen erläutern, aber keinen Dialog entstehen lassen. Wer von Discos ohne Ausweis und einer Fastfood-Alternative träumt, lässt sich auf diesen Veranstaltungen eher nicht sehen.

Der Kinder- und Jugendring Bonn (KJRB), eine Arbeitsgemeinschaft der lokalen Kinder- und Jugendverbände, will mit der Aktion „Youth meets Politics“ aber gerade diese häufig als unpolitisch bezeichneten Leute ansprechen. Der KJRB wirbt mit Slogans wie „Voten tut gut“ oder „Voten ist safe und secret“ sowie einem Logo, das einen Esel mit Zahnspange und eine Sprechblase mit dem Inhalt „Nur wer wählen geht, darf meckern!“ zeigt.

„Youth meets Politics“ ist eine Veranstaltungsreihe mit vier Diskussionsabenden, die als Talkshows konzipiert sind. Nach einer „Anwärmphase“ mit vorbereiteten Fragen sollen alle Beteiligten mit einander ins Gespräch kommen. Die spontanen Äußerungen des Publikums, so KJBR-Mitarbeiterin Else Rieser, sollen verhindern, dass die Politiker nur ihre vorbereiteten Statements aufsagen.

Neu an dem Konzept ist die Idee, die Gespräche in Häuser zu verlegen, die von Jugendlichen in ihrer Freizeit frequentiert werden. Morgen ist dies das Animax (19 Uhr), anschließend das Jugendzentrum „flax“ oder das Gangolf-Center in der Innenstadt. „Diese Veranstaltungsorte sind von der Jugend, nicht von der Politik geprägt“, sagt Else Rieser. Das mindere bei den Teenagern die Hemmungen, an den Diskussionen teilzunehmen.

Die thematischen Schwerpunkte liegen auf dem Alltag in den Stadtbezirken, etwa „Jugend in Beuel und Ausbildungsplätze“ oder „Was wollen, was finden Jugendliche in der Bonner Innenstadt?“. Die potenziellen Erstwähler sollen erkennen, dass sich die Kommunalpolitik mit den Problemen vor ihrer Haustür beschäftigt. Boris Hänßler

Termine „Youth meets Politics“: www.jugendring-bonn.de