Sauberer und glatter Dreck

Stade protestiert parteiübergreifend gegen Sondermüllpläne des Landes. Heute beginnt die Anhörung zur Errichtung einer Deponie in den Salzhöhlen unter der Stadt

Stade dpa ■ Wenn Stades Bürgermeister Hans-Hermann Ott (CDU) das Wort „Sondermüll“ sagt, hört es sich an wie „Dreck“. Rund 100.000 Tonnen giftigen Abfall will die Niedersächsische Gesellschaft zur Endlagerung von Sondermüll (NGS) von 2006 an jährlich in vier großen Salzkavernen direkt unter der Stadt lagern. „Das Ding muss weg“, sagt Ott. Heute will das niedersächsische Umweltministerium Antragsteller und Gegner in einem öffentlichen Termin anhören. Eine Entscheidung soll in den folgenden Wochen fallen.

Aus dem Mund von NGS-Geschäftsführer Jörg Rüdiger klingt das Wort „Sondermüll“ sauber und glatt. Mit Sole vermischen und 450 bis 1.250 Meter tief unter die Erde pumpen – das ist für ihn das zurzeit beste und wirtschaftlichste Verfahren, um hoch belasteten Filterstaub und Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen „sicher zu entsorgen“.

Hinter dem Projekt stehen handfeste wirtschaftliche Interessen. Die zur Eon-Gruppe zählende Entsorgungsfirma BKB braucht Platz für die Rückstände aus ihren Müllverbrennungsanlagen. Die Stader Akzo Nobel Salz GmbH sucht eine neue Verwendung für ihre Salzkavernen. Akzo hat die seit dem Mittelalter bestehende Salzgewinnung im vorigen Jahr geschlossen, 275 Arbeitsplätze gingen verloren.

Sorgen um die Folgen einer Deponie direkt unter der Stadt macht sich auch Stadtdirektor Dirk Hattendorf. Gefährdet werde die touristische und wirtschaftliche Zukunft der gesamten Region, fürchtet er. Parteiübergreifend haben sich Ott und Hattendorf in der Region längst eine breite Unterstützung gesichert. Zu den prominentesten Deponiegegnern zählt CDU-Landesvize Martina Krogmann.

In Partei und Landtagsfraktion in Hannover hält man sich derweil zurück und schiebt dem FDP-Umweltminister den Schwarzen Peter zu. „Keine Stellungnahme, das ist allein Sache von Hans-Heinrich Sander“, heißt es dort.

Wolfgang Heumer