berliner szenen Sahnetorten-Disko

Regisseurs Geburtstag

Solche Partys sind ja immer etwas peinlich. Ein Blick auf die Tanzfläche im Goya ist demaskierender als eine Weihnachtsfeier, bei der die Kollegen kotzend in der Ecke liegen. Die Uschi im Kastenkleid reißt zu „I will survive“ ihre Arme hoch, alle versuchen so oft wie möglich zu lachen und man selbst erwischt sich dabei, wie man plötzlich den Takt von „Independent Women“ mitwippt. Der Regisseur hat einen neuen Film gedreht, schlecht soll der sein, sagen die Premierengäste, also natürlich nur hinter vorgehaltener Hand, weil der Regisseur Geburtstag hat und schließlich zahlt er die ganze Sause ja. Beziehungsweise die Sponsoren und deswegen holt man sich schnell noch einen Wein, greift der studentischen Catering-Hilfskraft aufs Tablett und lässt die Reste vom Schokokuchen in den Ecken verschwinden.

So schlecht scheint es der Welt nicht zu gehen, wenn man Piccolo-Sekt gereicht bekommt und Pudeltaschen mit Leopardenoptik unter den Gästen verlost werden. Selbst wenn man nicht auf der Gästeliste steht, kann man Teil der Exklusivität sein. Da muss man nur mal streng gucken, den Kopf schief legen und sagen, dass der Regisseur aber eine E-Mail geschrieben hat, und schon ist man drin in der Sahnetorten-Disko. Selbst der Set-Tanzlehrer mit schmalzigen Locken scheint eingeladen worden zu sein, oder wer ist das, der der Uschi mit fetzigen Foxtrott-Schritten das Schwindeln lehrt?

Dazu feiert der DJ sich mit einem peinlichen Hit nach dem anderen selbst ab. Jump around und so. Mehr Wein! Spätestens, wenn man anfängt ganz selbstverständlich in eine der Kameras zu grinsen, sollte man ganz schnell gehen. In der Hoffnung, es hat einen niemand gesehen. LAURA EWERT