Al-Qaida will Muscharraf stürzen

Auf einem neuen Tonband, das von Bin Ladens Vize al-Sawahiri stammen soll, wird der pakistanische Präsident zum Feind erklärt. Auch Indien wird in die Reihe der antimuslimischen Gegner aufgenommen. Die Aufnahme ist neueren Datums

von KARIM EL-GAWHARY

Al-Qaida meldete sich wieder zu Wort. Und diesmal war es der pakistanische Präsident Pervez Muscharraf, dem die besondere Aufmerksamkeit des Terror-Netzwerks galt. Die beiden Fernsehsender al-Dschasira und al-Arabia strahlten Sonntagnacht eine Tonbandaufnahme aus, deren Sprecher als die Stimme Aiman al-Sawahiris, dem zweiten Mann al-Qaidas, vorgestellt wurde. Auf dem Band wird zum Sturz Muscharrafs aufgerufen. Er habe es Amerika ermöglicht, das „Islamische Emirat“ in Afghanistan zu beenden und tausende unschuldiger afghanischer Muslime zu töten. Außerdem wolle er pakistanische Truppen in den Irak entsenden, sodass Muslime andere Muslime töten und es den Amerikanern ermöglicht werde, islamisches Territorium zu kontrollieren, heißt es in der Aufzeichnung.

Dass al-Qaida sich nun auf Muscharraf einschießt, könnte konkrete Gründe haben. Der pakistanische Geheimdienst, einst zusammen mit der CIA und dem saudischen Geheimdienst der wichtige Geburtshelfer al-Qaidas, ist heute derjenige, der Ussama Bin Laden und den Seinen wahrscheinlich am engsten auf den Fersen ist. Es gibt zahlreiche Spekulationen, dass sich Bin Laden im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhält.

Auch Washington wird auf dem Band nicht vergessen. „Der von den USA geführte Kampf gegen den Terrorismus, unterstützt von ungläubigen und heuchlerischen Alliierten, ist in Wirklichkeit ein Kreuzzug gegen den Islam und die Muslime, um ihren Glauben und ihre Scharia zu unterwandern und die islamische Nation zu unterwerfen, damit sie sich in eine zahme Herde umwandelt, die bedingungslos den Meistern in Washington, Tel Aviv und London folgt“, führt der Sprecher fort.

Außerdem wird in der Ansprache auf einen Bericht des US-Kongresses zum 11. September von Ende Juli verwiesen, von dem große Teile nicht veröffentlicht wurden. Dabei soll es sich nach Informationen aus der US-Presse vor allem um jene Teile handeln, die das amerikanisch-saudische Verhältnis betreffen. Auf dem neuen Al-Qaida-Band heißt es nun, die für die Öffentlichkeit gestrichenen Teile hätten angeblich von der saudischen Regierung gefordert, keine Korane mehr zu drucken und zu verteilen, weil diese „Passagen beinhalten, die zum Hass gegen Christen und Juden aufrufen“.

Interessant ist auch, das Indien erstmals in die Liste der Feinde al-Qaidas aufgenommen wurde. Auf dem Band ist die Rede von der amerikanisch-jüdisch-indischen Allianz im Zusammenhang mit dem Besuch des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon in Indien Anfang des Monats. Dies ist ebenso wie eine spätere Anspielung auf den Rücktritt des palästinensischen Premiers Mahmud Abbas ein Hinweis darauf, dass die Aufzeichnung neueren Datums ist.

Es ist das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass ein Tonband ausgestrahlt wird, das Bin Ladens Vize al-Sawahiri zugeordnet wird. Der Ägypter gilt als der operative Kopf von al-Qaida und Chefplaner der Anschläge vom 11. September.