… die Mauer?
: Zu Schnäppchenpreisen weggehen

In Berlin ist die Mauer rar. Touristen suchen oft vergeblich nach Überbleibseln des „antifaschistischen Schutzwalls“, wie die in Beton gegossene Grenze zwischen Ost und West in der DDR genannt wurde. Mauerspechte, die ein paar Bröckelchen des geschichtsträchtigen Steins mitnehmen wollen, werden schon lange nicht mehr fündig.

Insofern klang das Angebot verlockend: Am Samstag sollten zwei Mauerstücke versteigert werden, 3,60 Meter hoch und 1,20 Meter breit. Doch nur für eines der tonnenschweren Erinnerungsstücke fand sich ein Käufer: 2.200 Euro zahlte der Interessent für ein Mauerteil, auf dem ein Panoramablick auf Berlin zu sehen ist. Damit lag der Erlös nur leicht über dem Mindestgebot von 2.000 Euro, wie der Auktionator mitteilte. Das zweite Betonstück zeigt einen Trabi – keiner wollte es haben.

Deshalb auf eine allgemeine Geschichtsvergessenheit zu schließen, wäre allerdings falsch. Das Desinteresse lag wohl eher an den Mauerstücken selbst: Die Bilder sind keine Originale. Beide Betonteile wurden erst im Nachhinein mit Mauermotiven bepinselt. Die beiden Kolosse stammen zudem aus einer ehemaligen LPG in Mecklenburg-Vorpommern, die nach der Wende 200 Mauerteile aufkaufte. Wo sie ursprünglich standen, dürfte kaum nachzuvollziehen sein.

Wer sich dennoch um das deutsch-deutsche Geschichtsbewusstsein sorgt, kann beruhigt sein: Im 20. Jubiläumsjahr nach der Wende gibt es ganz sicher noch (mehr als) genug Anlässe, um der Ereignisse von damals zu gedenken. ALL FOTO: AP