Heimatlos gerettet

In Essen kann die Saison für das junge Theater beginnen. Für die Theater-Passage wurde eine Lösung gefunden

Essen taz ■ Das Theater der Stadt Essen bekommt eine neue Spielstätte. Die ehemalige Schreinerei im Kulissenhaus direkt gegenüber vom Grillo-Theater wurde als Theatersaal mit 150 Sitzplätzen umgebaut. Anlass waren Irritationen vor der Sommerpause, als kurzfristig bekannt wurde, dass die Sparkasse die Theaterpassage umbauen wollte, wo traditionell das Junge Schauspiel zu Hause ist. Deren Spielplan drohte zu kippen, doch das Debakel blieb aus. Sparkasse und der Aufsichtsrat der Essener Theater & Philharmonie GmbH (TuP) haben eine Lösung gefunden, wie die Bühne auch während der Bauarbeiten dort agieren kann. „Wir haben das Versprechen, dass man sich dort nach unseren Bedürfnissen richtet“, sagt Grillo-Intendant Jürgen Bosse sichtlich erleichtert.

Schlechte Kommunikation des Groß-Investors hatten im Juli im Grillo-Theater für Panik gesorgt. Inszenierungen, die fertig produziert und teilweise schon ausverkauft waren, hätten gestrichen, Verträge im schlimmsten Fall gebrochen werden müssen. „Die Läden in der Passage sind damals früh informiert worden, wir nicht“, ärgert sich Bosse noch heute etwas.

Auch Katharina Kreuzhage kann sich freuen. Ihre Inszenierung der Wirtshausoper (in einem Rausch) „Heimatlos“ wird im Oktober bereits in den neuen Räumen stattfinden. Der „Todesjodler“ in dem Musikwerk von Reinhard P. Gruber wird also keine doppelte Bedeutung bekommen. „Und der Saal hat Atmosphäre“, sagt Bosse, den die überaus positive Entwicklung während seines Urlaubs überrascht hat. Es entstünden zwar auch Kosten, aber die würden entweder die Sparkasse oder die Stadt tragen. „Für das Grillo ist das kostenneutral“, bestätigte das der Essener Kulturdezernent Oliver Scheytt gegenüber der taz. Ein Jahr lang könne das Schauspielhaus die provisorische Ausweichbühne erst einmal nutzen. Auch das Junge Schauspiel in der Theaterpassage werde nach dem Umbau dort bleiben, vielleicht, das hat die Sparkasse in Aussicht gestellt, sogar einen neuen Eingangsbereich und neue Toiletten bekommen. „Wir wollen das Casa auf jeden Fall behalten“, sagt Oliver Scheytt. Schuldzuweisungen, warum es zu diesem Theaterstreit beim Kulturhauptstadtbewerber überhaupt gekommen sei, werde es nicht geben.

PETER ORTMANN