Bremen demonstriert Klasse

Der VfB Stuttgart ist beim 0:4 chancenlos. Pizarro, Rosenberg und Diego treffen

BREMEN taz ■ Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen kaum sein: die Rückrundenmannschaft ohne Sieg trifft auf die ohne Niederlage. Thomas Schaaf hatte vor dem Spiel klargestellt, dass er nicht daran denke, in der Liga „abzuschenken“, um sich für das Uefa-Cup-Rückspiel gegen St. Etienne am Mittwoch zu schonen. Werder Bremen braucht den ersten Dreier in diesem Jahr nicht nur, um die allerletzte Chance für eine Aufholjagd Richtung oberes Tabellendrittel zu nutzen, sondern auch, um inmitten der undurchsichtigen Amigo-Affäre wieder einmal etwas für den guten Ruf zu tun, was dem Team von Thomas Schaaf ziemlichbeindrucksvoll gelang.

Gemeinsam ist beiden Mannschaften, dass sie auf die komplette Innenverteidigung verzichten müssen. Bei Bremen ersetzen Baumann und Prödl den kranken Mertesacker und den gesperrten Naldo. Den Stuttgarter Strafraum sichern Boulahrouz und Osario statt Delpierre und Tasci. Thomas Schaff gibt außerdem Niemeyer und Rosenberg mal wieder eine Chance in der Anfangsformation und lässt die zuletzt schwachen Tziolis und Almeida auf der Bank Platz nehmen. Der Bremer Angriffs geht zunächst nach hinten los, als Tim Wiese in der 13. Minute mit einer Glanzparade nach einem platzierten Fernschuss von Sebastian Boenisch das Eigentor des Jahres verhindern muss. Kurz darauf scheidet Pasanen nach einem unglücklichen Zusammenprall aus und wird durch Tosic ersetzt. Dennoch erkämpft Werder sich ein Übergewicht im Mittelfeld, ohne wirklich Druck auszuüben. Diego und Özil transportieren den Ball schnell durchs Mittefeld, versäumen es aber dem letzen Pass den nötigen Feinschliff mit auf den Weg zu geben. Da auch die Stuttgarter nach vorne harmlos bleiben vergeht die erste halbe Stunde ohne echte Torchance. Dann will Marica vor dem eigenen Strafraum aushelfen und schubst Diego ungeschickt von hinten um. Jens Lehmann macht vor dem Freistoß einen Riesenwirbel, durch den sich Diego aber genauso wenig aus der Ruhe bringen lässt wie durch die kleinliche Rückverlagerung des Tatortes. Filigran und unhaltbar setzt er den Ball an die Unterkante der Latte. Untypischerweise retten die Bremer den knappen Vorsprung in die Kabine. Zur zweiten Halbzeit erscheinen die Stuttgarter mit neuen Flügelspielern: Lanig und Gebhart ersetzen Elson und Hilbert. Dafür gerät die neuformierte Innenverteidigung jetzt mächtig ins Flattern. Erst bekommt Claudio Pizarro in der 53. Minute eine Riesenlücke für einen dynamischen Antritt serviert, den der zuletzt ins geschäftliche Zwielicht geratene Peruaner mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel abschließt. Sechs Minuten später spielt Diego Markus Rosenberg mit einem simplen Steilpass so frei, dass dieser Jens Lehmann in aller Ruhe tunneln kann. Jetzt denkt Thomas Schaaf doch an St. Etienne und schont den gerade genesenen Özil. Der eingewechselte Tziolis verhilft Markus Rosenberg mit einem klugen Pass zur zweiten Torchance, die er genauso sicher nutzt wie die erste - effizienter geht es nicht.In der letzten Viertelstunde plätschert ein Spiel dem Ausgang entgegen, in dem der bisherige Rückrundentrend beider Mannschaften umgedreht wurde.

RALF LORENZEN