nebensachen aus brandenburg (teil 5)
: Flieger und Fließe: Dahme-Spreewald

In Brandenburg wird am 19. September ein neuer Landtag gewählt. Die taz stellt bis zur Wahl die 14 Brandenburger Landkreise vor. Heute: Dahme-Spreewald

Berlin Brandenburg International – noch ist der neue Flughafen der Region, der von PDS und Grünen im Landtagswahlkampf sehr skeptisch gesehen wird, Zukunftsmusik. Aber wenn er entsteht, dann in Schönefeld, im Landkreis Dahme-Spreewald. Der Kreis, der sich einem Tortenstück ähnlich von Berlin-Grünau gen Süden erstreckt, hat höchst unterschiedliche Gesichter: im Norden, am Rande Berlins, viel Gewerbe, Eigenheime und Zersiedelung, im Süden einerseits mit Lübben das touristische Tor zum Spreewald, andererseits die sehr ländlich geprägte Landschaft um Luckau in der Niederlausitz.

Land und Kreis versprechen sich viel vom ausgebauten Flughafen: Jobs nicht nur am Airport, sondern auch bei umliegenden Zulieferer- und Dienstleistungsbetrieben. In der Fachhochschule Wildau, mit 3.200 Studierenden die größte des Landes, wurde ein entsprechender Studiengang eingerichtet: Luftfahrttechnik/Luftfahrtlogistik. Damit sollen Ingenieure für den Betrieb von Flugzeugen und Flughäfen ausgebildet werden.

Ein anderer Luftfahrtraum im Landkreis ist dagegen grandios geplatzt: der Cargo Lifter. In der riesigen Produktionshalle für Luftschiffe entsteht nun ein künstlich angelegter Dschungel, der Touristen locken soll. Unweit davon, in Halbe, treffen sich alljährlich hunderte braune Touristen. Auf dem Soldatenfriedhof gedenken die Neonazis voller Stolz ihrer Großvätertäter.

Auf Touristen hofft die Stadt Lübben, das Tor zum Spreewald. Für fast eine halbe Million Euro wurde dort der Bahnhofsvorplatz umgestaltet. Nachts leuchten nun blaue Leuchtbänder, die an die Fließe des Spreewaldes erinnern sollen. Der Spreewald – darauf legen die Lübbener Wert – ist nicht nur touristisch interessant, sondern auch ein bedeutendes Gemüseanbaugebiet. Neben der bekannten Gurke wachsen dort auch Spargel, Meerrettich, Kohlrabi, Zwiebeln, Salate und viele Kohlsorten.

Andernorts wird der Lebenstraum des Landkreises, der vom Fliegen, nicht geträumt, sondern gelebt: in Freesdorf im Luckauer Becken versammeln sich alljährlich im Herbst bis zu 4.000 Kraniche, um eine Rast auf ihrem Weg nach Süden zu machen. Touristen, die genug der vielen Wind- und Wassermühlen der Gegend gesehen haben, können in Görlsdorf die Ausstellung „Kraniche – Vögel des Glücks“ bewundern. Sie sollte sich von einer großen Schönefelder Fluggesellschaft sponsern lassen.

RICHARD ROTHER

Morgen: Oberspreewald-Lausitz