WERBEPAUSE: ITB-SEHNSUCHTSORTE

„Finde dein Reich“, wirbt Sri Lanka, „Träum dich hin“, säuselt der Balatonsee, „Näher, als man denkt“, lockt Ägypten – eine Woche Internationale Tourismusfachmesse Berlin in der Stadt, und die Länder überschlagen sich mit verlockenden Angeboten. Gelegenheit für eine Tour d’horizon der Touristikwerbung: Das Schaulaufen der Sehnsuchtsorte beginnt in Italien, dorthin ködert man mit dem Klassiker „Lust auf Dolce Vita“, denn dort weiß man von der „Sehnsucht nach dem Süden“. Syrien „öffnet Herzen“, und die Türkei „macht einfach Spaß“, weil man dort „über allem schweben“ kann. Mit einem Heißluftballon, wohlgemerkt. Brisanteres verspricht Botswana: „Ultimate Experience“. Dem Slogan werden denn auch schnell drei bestechende Argumente nachgeschoben: „reiche Natur, sicheres Reiseland, wirtschaftlicher Erfolg“. Noch platter werben da nur das Saarland mit „grenzenlosem Charme“, das „Genießerland Baden-Württemberg“ oder Regensburg mit Bildern der Altstadt. Ähnlich reduziert argumentieren das Sultanat Oman und Fiji Tourism, immerhin mit berauschenden Naturlandschaften. Rassig geht es dagegen im Nachbarland Polen zu: Zuerst heißt der Werbespot sehr höflich „Herzlich willkommen“ in Polska, um einige schnelle Schnitte später mit allerhand extremen Sportarten und lautem Technoklub selbstbewusst zu bilanzieren: „Bis bald in Polen!“ Rumänien kontert seinem Klischee mit einem „Überraschend: Urlaubsland Rumänien“, auf Cook Islands gibt es viel Wasser, ergänzt mit einem „live differently“, und in „magical Kenya“ ruft die wilde Safari. So weit die Weiterbildung in klischierter Geografie für Daheimgebliebene. In Fidschi öffnet eine Melanesierin das Fenster und winkt einladend, in Jordanien und Oman springen Wüstensöhne auf weißen Pferden durchs Bild, und in Kenia versperren langbeinige Giraffen den Blick. Durchaus legitim, dass die Tourismusämter ihre Länder mit den schönsten Seiten in schlechter Grafik bewerben. Dumm nur, wenn weltfremde Touristen in das versprochene Paradies anreisen. Und auf die Frage, wie es denn so gefällt?, wie die rüstige Amerikanerin in Ägypten, antworten: „Well – I was surprised about the poorness. But if you can get over the poorness, it’s quite interesting.“ Überrascht über so viel Armut also. Vielleicht wäre sie besser nach Sri Lanka gefahren, dort wird das Nirwana versprochen. GINA BUCHER