Freundliche Töne, wenig Resultate

Gespräche zwischen indischem und pakistanischem Außenminister gingen ohne spektakuläre Ereignisse zu Ende

DELHI taz ■ Die zweitägigen Außenminister-Gespräche zwischen Indien und Pakistan, die ersten seit drei Jahren, sind am Montag ohne nennenswerte Resultate in Delhi abgeschlossen worden. Außenminister K. M. Kasuri und sein indischer Amtskollege Natwar Singh gaben sich bei ihrem Medienauftritt zwar höflich und konstruktiv, der seit letztem November bestehende Waffenstillstand an der umstrittenen Grenzlinie zwischen beiden Teilen von Kaschmir bleibt in Kraft; der Dialog wird nun „vertieft und erweitert“, und in der zweiten Septemberhälfte wollen Indiens Premierminister Manmohan Singh und der pakistanische Präsident Pervez Musharraf am Rand der UNO-Generalversammlung in New York zusammenkommen. Doch gab es keine konkreten Hinweise, ob und wo es unter den zahlreichen bisher andiskutierten Themen Fortschritte gegeben hat.

Die Gespräche sind Teil eines im Januar dieses Jahres eingeleiteten Dialogprozesses, durch den die Spannungen zwischen den traditionellen Rivalen in eine gut nachbarliche Beziehung überführt werden sollen. Sie hatten nach der indischen Parlamentswahl im Mai mit einigen Expertentreffen begonnen.

Natwar Singh insistierte bei seinem Schlussauftritt , dass der „Prozess sehr zeitaufwändig“ sei: „Jeder kleine Fortschritt verdient Respekt.“ Dennoch konnte man in den letzten Wochen nicht übersehen, dass der Druck für handfeste Resultate gestiegen ist. Namentlich in Pakistan, wo Präsident Musharraf immer wieder Fortschritte bei der Kaschmir-Frage einfordert. Um sich den Rücken für den Kampf gegen den Terror freizuhalten, muss er an der Kaschmir-Front Härte zeigen. Auch Außenminister Kasuri stieß kurz vor dem Gesprächstermin in Delhi ins gleiche Horn, als er seiner Enttäuschung Ausdruck gab, dass im Kernbereich von Kaschmir so wenig Fortschritte zu verzeichnen seien. Auf indischer Seite ist der Druck für Fortschritte, etwa vonseiten der Opposition, bedeutend geringer, weil über Pakistan ein parteiübergreifender Konsens besteht. Zudem ist Indien mit dem Status quo insgeheim zufrieden und würde lieber die wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen, als Voraussetzung für eine allmähliche Aufweichung der Kaschmir-Front.

In den letzten Wochen hat sich allerdings auch in Delhi der Ton verschärft. Selbst Premierminister Manmohan Singh, sonst stets um gute Schwingungen besorgt, äußerte am Samstag seine Besorgnis über die Zunahme der Infiltration von Terroristen von jenseits der Waffenstillstandslinie. Doch trotz dieser Misstöne besteht vorläufig kein Zweifel, dass beide Länder ernsthaft bestrebt sind, ihr Zerwürfnis zu begraben. „Die Grundstimmung in der öffentlichen Meinung beider Länder ist für einen dauerhaften Frieden und wird dies sicherstellen“, wie der indische Vize-Außenminister J. N. Dixit meinte.

BERNARD IMHASLY