Schmiergeld für die Herren Manager

Eine luxuriöse Reise mit der Ehefrau, ein üppig dotierter Beratervertrag – im Frankfurter Korruptionsskandal ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen mehr als 40 Banker, Architekten und Freiberufler. Es geht um Bestechungsgeld in Millionenhöhe

AUS HAMBURG HERMANNUS PFEIFFER

Ein neuer Bestechungsskandal erschüttert die Geldgiganten. Die Frankfurter Sonderstaatsanwaltschaft „Korruption“ ermittelt gegen mehr als 40 Manager von Investmentfonds und Immobiliengesellschaften. Sie sollen bei Grundstücks- und Baugeschäften Schmiergeld in Millionenhöhe kassiert und gezahlt haben.

Aufgefallen war das zunächst beim Ober-Hausmeister der Deutschen Bank. Der Gebäudemanager des Trianon-Hochhauses hat in rund 300 Fällen Schmiergeld und Geschenke für Reparaturen und Dienstleistungen angenommen und wurde Anfang des Jahres vom Frankfurter Landgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt. Mit diesem Fall brachte Wolfgang Schaupensteiner, er ist Leiter der ersten Korruptionsabteilung einer deutschen Staatsanwaltschaft, eine Lawine ins Rollen.

Der Chef der Deutsche-Bank-Immobilientochter Real Estate sitzt seit dem 23. Juni in Untersuchungshaft, weil er beim Bau des 450 Millionen Euro teuren Investment Banking Centers (IBC) im Westen Frankfurts die Hand aufgehalten haben soll. Seinen Job los ist auch der Geschäftsführer der Deka Immobilien Investment, Michael Koch. Nach „Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten“ habe man sich getrennt, heißt es bei der führenden Fondsgesellschaft, die den Sparkassen gehört. Der 47 Jahre alte Manager soll sich nach dem Rausschmiss gleich bei Staatsanwalt Schaupensteiner gemeldet haben.

Mit weiteren – strafmindernden – Selbstanzeigen rechnet die Staatsanwaltschaft. „Wir haben eine umfangreiche Liste mit Beschuldigten, von denen längst nicht alle wissen, dass sie dort genannt sind“, droht Schaupensteiner. Dabei geht es um luxuriöse Reisen mit der Ehefrau und um üppig dotierte Beraterverträge ohne Beratung. Der ebenfalls verdächtigte Architekt des IBC der Deutschen Bank behauptet gegenüber der Regionalpresse, 150.000 Euro Schmiergelder an seine Auftraggeber gezahlt zu haben, aber nicht schwarz, sondern gegen Rechnung. Die „Herren Manager“ seien zu ihm gekommen „und haben mich unter Druck gesetzt“, berichtet er.

Geschmiert wird nicht allein am Main. Arno Gottschalk, Immobilienexperte der Verbraucherzentrale Bremen, befürchtet, dass „Frankfurt kein Einzelfall ist“. Staatsanwalt Schaupensteiner schätzt den bundesweiten Schaden für Kunden und Steuerzahler allein bei öffentlichen Bauvorhaben auf fünf Milliarden Euro im Jahr. In dem Buch „Korruption in Deutschland“ schreibt er, bei Bauvorhaben sei ein Aufschlag von drei Prozent gängig. Professor Hans See hält die 3-Prozent-Marke sogar für eine „sehr, sehr vorsichtige Schätzung“. Bei Bürokomplexen, U-Bahnen oder Krankenhäusern, kritisiert der Korruptionsbeobachter der Nichtregierungsorganisation Crime Control, flösse oft mehr in die Schattenwirtschaft.

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