Gründerberatung auf dem Parkplatz

Mit einer Truck-Rallye will das nordrhein-westfälische Gründernetzwerk Go! Arbeitslose dazu animieren, sich selbstständig zu machen. Um Pleiten vorzubeugen, sollen Ich-AG‘s zukünftig vor dem Start ihr Konzept prüfen lassen

BOCHUM taz ■ Der Start in eine Zukunft als erfolgreicher Unternehmer könnte auf einem Parkplatz vor der Arbeitsagentur beginnen. Mit einem mobilen Gründungsbüro tourt das nordrhein-westfälische Gründernetzwerk Go! derzeit durch das Land, um Arbeitslose und gründungswillige Hochschulabsolventen über die Chancen der Selbstständigkeit zu informieren.

„Eine Beratung ist keine Hürde, sondern eine Hilfe, die Risiken minimiert“ und müsse deshalb verstärkt genutzt werden, beschreibt der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) den Sinn der Werbetour. Die Beratungssituation gestern in Bochum: Vor einem orangenen Lastwagen treffen Gründungsberater und Vertreter von IHK‘s und Handwerkskammern in dunklen Anzügen auf Arbeitssuchende in Bermuda-Shorts und Muskelshirts und diskutieren Geschäftsideen. „Hier auf dem Parkplatz kann es natürlich keine richtige Beratung geben, aber es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass wir da sind und dass sie Hilfe bekommen“, sagt Manjo Oppenberg, Sprecher des Go!-Projektbüros im Düsseldorfer Arbeitsministerium.

Während Go! moderiert und Verbindungen herstellt, wird die Existenzgründer-Beratung vor Ort von den lokalen Arbeitsagenturen, Wirtschaftsförderungen oder Initiativen wie der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW (G.I.B.) oder dem Gründerbüro Ruhr vorgenommen. Der Zulauf ist groß: Seit Anfang des Jahres haben sich in Nordrhein-Westfalen 41.725 Existenzgründer als Ich-AG oder mit Hilfe eines so genannten Überbrückungsgeldes selbstständig gemacht, 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Deutlich angestiegen ist auch der Anteil der Arbeitslosen unter den Existenzgründern, der mittlerweile 42 Prozent ausmacht – bei der Gründung von Go! im Jahr 1995 stellten vor allem Hochschulabsolventen, aber auch Angestellte die Zielgruppe.

Ob die Ich-AG‘s tatsächlich helfen, eine dauerhafte Existenzgrundlage aufzubauen, ist allerdings umstritten. Eine vom Bonner Institut für Mittelstandsforschung im Auftrag des NRW-Arbeitsministeriums vorgenommene Erhebung ergab eine Abbrecherquote von rund 20 Prozent. Wie viele der dabei gebliebenen Ich AG‘s wirklich schwarze Zahlen schreiben, ist allerdings offen: Genaue Daten wird es erst Ende 2005 geben, wenn die ersten Gründer aus der auf drei Jahre begrenzten staatlichen Förderung ausscheiden.

Die Politik scheint jedoch schon jetzt am Erfolg des Konzepts zu zweifeln: In der vergangenen Woche beschloss das Bundeskabinett, dass potenzielle Existenzgründer ihr Geschäftsmodell einer so genannten „Tragfähigkeitsprüfung“ unterziehen müssen, bevor sie Förderung erhalten. „Man muss den Einzelnen davor bewahren, sich durch Verschuldung in noch tiefere Probleme zu stürzen“, sagt Uwe Bollweg von der Bochumer Arbeitsagentur. Auch Manjo Oppenberg von Go! begrüßt die geplante Tragfähigkeitspfüfung: „Damit wird ein Geburtsfehler der Ich-AG behoben“, sagt er.

KLAUS JANSEN