„Ich bin gerne Quotenmann“

Für seine WDR-Sendung „Hart aber fair“ (heute, 20.15 Uhr) hat Frank Plasberg den Deutschen Fernsehpreis bekommen – und sich gegen die Konkurrenten von RTL und ZDF durchgesetzt. Ein Gespräch über die Freiheiten in der „medialen Regionalliga“

Interview STEFFEN GRIMBERG

taz: Ihre Sendung „Hart aber fair“ hat den Deutschen Fernsehpreis als beste Informationssendung bekommen. Dabei läuft die nur im WDR. Ist man da besonders stolz?

Frank Plasberg: Wir haben uns natürlich wahnsinnig gefreut und fühlen uns bestätigt, weil wir immer gesagt haben, dass es für die Qualität auf den Verbreitungsweg nicht ankommt, dass es eben keine Rolle spielen muss, ob eine Sendung in der ARD läuft oder in einem Landesprogramm. Aber was heißt hier „nur im WDR“? Uns kann man auch über Kabel und Satellit in ganz Deutschland empfangen, und ich kenne bundesweite Sendungen und Sender, die würden sich scheckig darüber freuen, wenn sie regelmäßig über eine Million Zuschauer hätten wie wir …

Wobei „Galileo“ oder „Lesen!“, wenn man den Begriff der Informationssendung mal etwas genauer nimmt, nicht unbedingt harte Informationen liefern.

Das Schöne ist aber doch, dass „Hart aber fair“ beim Fernsehpreis ganz selbstverständlich neben diesen Formaten verhandelt wurde und sich sogar durchgesetzt hat. Und meine Nominierung in der anderen Kategorie „Beste Moderation einer Informationssendung“ war ja auch eine Auszeichnung.

Weil Sie neben so „großen“ Namen wie Peter Kloeppel von den RTL-Nachrichten und Klaus Kleber vom „heute journal“ antreten durften?

Ja, sind doch sehr gute Leute, die beiden! Sie haben als bundesweite Arbeiter natürlich einen ganz anderen Bekanntheitsgrad. Meine Nominierung zeigt: Man kann eben auch in der Regionalliga Bundesliga versuchen, wenn man ein paar Mittel dazu hat, und das muss nicht unbedingt Geld sein. Dass das anerkannt worden ist, finde ich nicht nur überaus erfreulich, sondern auch richtig.

Der Abschied aus der Regionalliga ist also geschafft?

Wer will sich denn verabschieden? Wir spielen ja gerne in der Regionalliga! Hier haben wir satte 90 Minuten, hier haben wir enorme Freiheiten, und hier haben wir genug Zuschauer, um auch für Top-Politiker interessant zu sein. Warum also immer auf die ARD schielen?

Sendungen wie der Ihren wird oft der Vorwurf gemacht, dass Politiker sie als Plattform für Ansagen benutzen, die eigentlich ins Parlament gehören. Ist das ein Problem?

Für „Hart aber fair“ habe ich das so noch nicht gehört. Wir laden Politiker ein, damit sie Auskunft geben und nicht vorbereitete Statements abliefern. Es ist doch das Ziel eines jeden neugierigen Journalisten, Exklusiv-Informationen zu haben. Da kann es nicht unsere Aufgabe sein, sie zu unterbrechen und ihnen zu erzählen: „Bitte, das wollen Sie doch jetzt nicht hier sagen.“

Wie erklären Sie das dem politischen Hinterbänkler?

Dem möchte ich das gar nicht erklären, den würde ich auffordern, sich einen Termin bei seiner Ministerin oder bei seinem Minister zu besorgen und mal seine Gefühlslage zu schildern, wenn er Sachen, über die er abstimmen muss, erst am Abend vorher aus dem Fernsehen erfahren hat.

Machen Sie doch mal eine Sendung darüber.

Haben wir letzte Woche gemacht.

Tatsächlich?

Es ging um das Thema: „Was verändert unsere Politik? – Was verhindert, was blockiert?“ Und dazu gehört auch, dass sich Politiker darüber beklagen, dass sie kein längerfristiges Konzept mehr umsetzen können, weil es am nächsten Tag verhackstückt wird. Das ist natürlich teils die Schuld der Politiker. Aber auch der Journalisten. Ich hatte einen Kollegen von der Frankfurter Rundschau da, der hat erklärt, wie sich Politik durch Pressekonferenzen verändert. Und wie sich Pressekonferenzen durch die Übertragung auf Phoenix verändert haben. Er hat erzählt, dass ein Leser sich beschwert habe, dass seine Zeitung auf Pressekonferenzen nie nachfragt.

Und warum fragt sie nicht?

Weil die schöne exklusive Geschichte natürlich keine mehr ist, wenn man sie in einer Fernsehrunde breit tritt.

Sie sind fast der einzige männliche Moderator einer Polit-Talkshow im deutschen Fernsehen. Wie geht es Ihnen eigentlich als Hahn im Korb?

Ich beneide die Kolleginnen manchmal darum, dass sie Frauen sind, weil man oft eine reine Männerrunde zusammenhat. Die meisten Entscheidungsträger sind ja leider immer noch männlich. Wenn wenigstens die Moderation eine Frau übernimmt, fällt das nicht so auf. Wenn ich nur Männer habe, sind wirklich nur Männer da. Ansonsten bin ich herzlich gerne Quotenmann in diesem Medienzirkus. Und wenn man Quotenmann im doppelten Wortsinn nimmt, dann umso lieber.