IBAhnhof für Kinder

Ein halbes Jahrzehnt nach dem Ende der Internationalen Bauausstellung (IBA) wird jetzt in Hamm als letztes Projekt ein Kindertheater eröffnet

Während anderswo die Ufos flogen, haben wir unseren Bahnhof restauriert

AUS HAMMPETER ORTMANN

Die Internationale Bauausstellung im Ruhrgebiet ist praktisch jetzt erst beendet. Als letztes der 120 „Initiative ergreifen“- Projekte wird am Freitag von Kulturminister Michael Vesper (Grüne) das TheaterHaus im Hammer Bahnhof eröffnet. „Wir hatten gedacht, es gehe schneller“, sagt Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU). Als Betreiber werde nun das Kinder- und Jugendtheater Helios in den ehemaligen Postschuppen der Deutschen Bahn einziehen. „Mit Blick auf das Ruhrgebiet lassen wir unsere Industriedenkmäler nämlich nicht vergammeln,“ sagt Hunsteger-Petermann weiter. Der KulturBahnhof als zusätzliche Spielstätte werde weit über Hamm hinausstrahlen.

Die unveränderte Fassade strahlt jedenfalls bereits in hellem Weiß, kontrastiert von vielen roten Farbflächen. Innen ziehen die Bauarbeiter gerade erst die Scheinwerfer-Riggs an die Decke. „Wir werden am Freitag eröffnen“, der Hammer Kulturdezernent Karl A. Faulenbach ist sich da sicher und kommt bereits beim Baustellen-Rundgang ins Schwärmen. Bereits das Foyer werde kindergerecht mit kleinen Möbeln ausgestattet, hier sollen sich die Kleinen ungezwungen vor und nach dem Theatergenuss austoben können. Dem Denkmalschutz wird auch im Bühnenraum Genüge getan. Im „sakral anmutenden Gewölbe“ – so der Oberbürgermeister – sind Decke und Technik unverbaut. Regulär passen hier rund 150 Zuschauer hinein, nach Umbau auch mal 100 Personen mehr. Auch einen acht mal acht Meter großen Bühnenboden aus Oregon Pine konnte man sich mit den IBA-Mitteln leisten. Das Holz, in dem Bohrlöcher wieder von selbst verschwinden, gibt es sonst nur an großen Häusern.

Bereits 1998 hatte sich der Rat in Hamm mit Magenschmerzen für das 1.1 Millionen Euro Projekt ausgesprochen. „Wir waren schon damals eine Gemeinde mit nicht ausgeglichenem Haushalt“, sagt Hunsteger-Petermann. Da jedoch 90 Prozent der Renovierungskosten vom Land kamen und sich der Rest auch noch mit der Deutschen Bahn geteilt werden konnte, sei eine Mehrheit zustande gekommen. „Wir haben dann drei Jahre gebraucht, den Vorstand zu überzeugen,“ sagt der DB-Vertreter Ernst Liedschulte vom Bahnhofsmanagement Dortmund. Auch das habe die lange Planungszeit mit verursacht. Jetzt wolle man den kompletten Bahnhof in Hamm vermarkten, nur ein Gastronom fehle noch. „Während anderswo die Ufos flogen, haben wir eben unseren Bahnhof restauriert“, der Oberbürgermeister freut sich über einen neuen weichen Standortfaktor.

Hamm sucht nämlich händeringend Einwohner. „Wir haben zu viel Wohnraum“, sagt der CDU-Stadtchef. Alles was die Stadt attraktiver mache, sei deshalb willkommen. Münsteraner, die in Hamm nur arbeiteten, könne man mit mehr Kultur vielleicht in Zukunft an die Stadt binden. Deshalb habe man auch 1997 das Helios Theater von Köln nach Westfalen geholt. „Das war von Anfang an als Theater für Kinder und Jugendliche konzipiert“, sagt Regisseurin Barbara Kölling. Als Tourneetheater habe auch die eigene Spielstätte gereizt. Bereits zum zweiten Mal richtet man in Hamm in diesem Herbst das internationale Theaterfestival „hellwach“ aus, das überregional bekannt ist. „Das strahlt aus bis Düsseldorf“, sagt Kulturdezernent Faulenbach. Man hoffe in Zukunft auf eine institutionelle Förderung vom Kulturministerium.