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: Mit Geld lässt sich alles regeln

Nach 16 Jahren stehen sich die Brüder Walter und Victor, beide um die 50, erstmals wieder gegenüber. Das Haus, in dem sie aufwuchsen, wird abgerissen, es gilt, den Nachlass zu teilen, zu verkaufen. Doch statt eines freudigen Wiedersehens beginnt eine bittere Abrechnung, wer wann warum schuld am Auseinanderleben gewesen ist. Wer bleibt Sieger?

Mit „Der Preis“, einem der weniger gespielten Stücke von Arthur Miller, eröffnet das Theater Der Keller die neue Spielzeit. Wie in anderen Werken Millers geht es auch hier um die Selbstbehauptung des Individuums in einer Gesellschaft, die ihren Mitgliedern keinen Halt gibt. Um die Schwierigkeit, sein Leben zu bilanzieren. Hier sind es Victor, der sein Studium aufgab und Polizist wurde, um den Vater zu pflegen, und Walter, der ein erfolgreicher Arzt wurde und glaubte, sich mit fünf Dollar monatlich von der Sohnespflicht freikaufen zu können.

In der dichten Inszenierung von Kathrin Sievers ist kein Entkommen möglich, weder den Protagonisten noch dem Publikum. Bernd Reheuser (Victor) und Reinhard Schulat (Walter) reißen die Zuschauer in einen Strudel aus Gefühl und Vernunft. Handelte Victor nur aus Moral und Pflichtgefühl? Ist Walter der eiskalte Egoist? Was geschah aus Nichtwissen, aus Nichtwollen, aus Nichtkönnen? Kann sich ein Mensch ändern?

Mit jeder Erklärung der Vergangenheit, die sich schnell wieder als vorläufig erweist, wechseln die Sympathien des Publikums. Es erkennt sich in Victors Ehefrau (etwas blass Monika Hess-Zanger) wieder, die mal dem einen, mal dem anderen zustimmt – um schließlich vor der Ausweglosigkeit zu fliehen: Ist der richtige Zeitpunkt verpasst, gibt es keine Aussöhnung mit dem Mitmenschen und dem eigenen Schicksal.

Oder doch? Als Fremdkörper der sensiblen Inszenierung erweist sich – auf den ersten Blick – die Interpretation der Figur des Gregory Salomon, wobei diese schrille Karikatur eines (jüdischen) Altwarenhändlers von Vreneli Busmann konsequent ausgefüllt wird. Doch er zeigt den Ausweg: Mit Geld lässt sich alles regeln. Eine bittere Analyse unserer Gesellschaft. JÜRGEN SCHÖN

„Der Preis“, bis 9.9., jeweils 20 Uhr, Theater der Keller, Köln, Kleingedankstr. 6, Tel. 0221/31 80 59