Die Rückkehr des Tafelsilbers

Der FC St. Pauli kauft sich Vermarktungsautonomie zurück und bezahlt sie mit Anteilen an Merchandising-Einnahmen. Erst die sportliche Zukunft wird über den Handel richten

Aus ein mach‘ zwei: Mit der Upsolut event GmbH hat sich der FC St. Pauli über eine Entwirrung der Beteiligungsverhältnisse an der FC St. Pauli Vermarktungs GmbH & Co KG verständigt. Mit der Zustimmung des Aufsichtsrats wird der Verein wieder hundertprozentiger Eigentümer seiner Vermarktungsrechte.

Damit trennt sich die Upsolut event GmbH von 50 % ihrer Anteile an den Vermarktungserlösen vor Ablauf der bis 2010 geltenden Vertragslaufzeit. Im Gegenzug erhält das Unternehmen 700.000 Euro, die als Rückführung eines (Rest-)Darlehens dienen, das Upsolut im Jahre 2000 in Höhe von 1,3 Millionen Euro bereitgestellt hatte. Außerdem wird die jetzige Vermarktungsstruktur in der Trikot- und Bandenwerbung sowie Catering und Merchandising in zwei separate Abteilungen aufgegliedert: in die FC St. Pauli Vermarktungs GmbH & Co KG, bei der künftig auch das komplette Nutzungsrecht des Vereinslogos und des Totenkopfes liegt, sowie in die neue Merchandising GmbH & Co KG, die von nun an zu 75% Upsolut gehört. Um das Vereinslogo und den Totenkopf weiter für T-Shirts nutzen zu können, zahlt upsolut eine Lizenzsumme an die nun vereinseigene Vermarktungs GmbH.

Ob dies tatsächlich zu einem „der größten wirtschaftlichen Erfolge der Vergangenheit“ wird, wie Vizepräsident Marcus Schulz angesichts des Rückkaufs verspricht, muss sich erst zeigen. Zwar verbessert der Verein seine Ertrags- und Liquiditätssituation um etwa 350.000 Euro pro Jahr. Ob sich die Einnahmen aber langfristig auf diesem Niveau halten werden, hängt stark von der sportlichen Situation ab. Bei einer Rückkehr in den bezahlten Fußball hätte der FC St. Pauli sich zurückversilbert. Bleibt man im Mittelfeld der Regionalliga stecken, rentiert sich der Rückkauf erst sehr langfristig. „Wichtig ist, dass wir unserem Sponsorenpartner nun wieder kommunizieren können, dass jeder Euro zurück in den Verein fließt“, sagt Marcus Schulz. Um überhaupt kommunizieren zu können, benötigt der Verein zunächst einen neuen Vermarktungsleiter: Marco Hopp gibt diese Funktion ab.

Eine weitere Einnahmequelle erhofft sich der FC St. Pauli durch einen neuen Pächter des Clubheims. Dort haben sich Außenstände angehäuft, die eine Weiterführung der Kneipe durch Brigitte offenbar kaum mehr ermöglichen. Oke Göttlich