Prickelnder Leitfaden

Bildungssenatorin startet Standortplanung. Schulen sollen Standorte nennen, die geschlossen werden können

Von Freitag an wird ein dickes Buch an die Schulen verschickt, das Aufregung garantiert. Es handelt sich um die so genannte „Regionalisierte Standortanalyse“, die die Stadt in 28 Regionen aufteilt und die Zahl der Schulen mit der Bevölkerungsentwicklung abgleicht. Es ist die Basis für die neue Schulentwicklungsplanung, mit der Alexandra Dinges-Dierig die „Konzentration auf weniger Standorte“ bewirken will, wie sie gestern erklärte.

Die Bildungssenatorin hütete sich davor, eine konkrete Zahl zu nennen, wie viele der rund 430 Schulen entfallen könnten. Dennoch enthält das Info-Paket für die Schulen eine Liste mit der „anzustrebenden Schulgröße“, die angesichts erhöhter Organisationsfrequenzen schwieriger zu erreichen ist als vor einem Jahr. Dinges-Dierig rechnete vor, dass die jährlichen Fixkosten vom Hausmeister- bis zum Schulleitergehalt beträchtlich seien. So könnte man durch die Zusammenlegung von drei einzügigen Grundschulen zu einer Schule mit drei Parallelklassen 750.000 Euro im Jahr sparen.

Lege man zwei zweizügige Gymnasien zusammen, könnten 340.000 Euro gespart werden. Und die Zusammenlegung von zwei dreizügigen Gesamtschulen bringe immer noch 200.000 Euro jährlich. Die Bildungsbehörde unterscheidet nun zwischen „optimalen Größen“, die eine Schule haben sollte, und „Mindestgrößen“. So wird für eine Grundschule in Randgebieten auch eine Zwei- oder gar Einzügigkeit toleriert. „Für Gymnasien ist eine Vierzügigkeit optimal“, sagte Schmitz. „Drei Züge sollten es aber mindestens sein.“

Die Schulen erhalten zudem einen Bogen mit Daten über den eigenen Standort wie bisherige Anmeldezahlen und/oder Sanierungsbedarf. Was dort nicht stimmt, sollen sie korrigieren.

Prickelnd wird es beim „Leitfaden“ für die Stellungnahmen. Hier sind die Schulgremien aufgefordert zu notieren und zu begründen, welche Schulen erhalten, zusammengelegt oder gar geschlossen werden sollten. Die Informationen, wer welche Schule nannte, werde „nicht ins Netz gestellt“, sagte Dinges-Dierig, sondern „sorgfältig niedergelegt“. Die Bildungsbehörde will auf Basis der Stellungnahmen zum 9. November eine konkrete Standortplanung vorlegen. Mehrfachnennungen von Schulen könnten dabei „vielleicht ein Rädchen im Getriebe“ sein.

GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch kritisierte das Vorgehen. „Es fehlt an Zeit und Kommunikationsmöglichkeiten für die Beteiligten.“ Wer die Schulen um Schließungsvorschläge bitte, ohne das Gespräch auch zwischen den Schulen möglich zu machen und zu moderieren, sähe „Zwietracht“. KAIJA KUTTER