Lehrstellen für lau

Unternehmen wollen mit EU-gefördertem Projekt in drei Jahren 290 benachteiligte Jugendliche zu Azubis machen

Bremen taz ■ Schulterklopfen war bei den Unternehmerverbänden angesagt. Bis zum Jahr 2007 wollen sie 290 schlecht qualifizierten Jugendlichen aus Bremen und Bremerhaven einen Ausbildungsplatz anbieten. 50 unter ihnen sollen noch in diesem Jahr profitieren, jeweils 80 in den drei nächsten Jahren. Das sei einfach nur „toll, toll, toll“, so Karlheinz Heidemeyer von der Handelskammer Bremen.

Indes werden zunächst keine zusätzlichen Ausbildungsplätze entstehen. Vielmehr werden Frauen und Männer unter 25, die im Bewerbungsverfahren schon einmal gescheitert sind und auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen haben, einem Auswahlverfahren unterzogen und neu vermittelt. Dazu werden in den kommenden Monaten mehrere Hundert Unternehmen angeschrieben, die auch bisher schon ausgebildet haben. Die Initiative ist Teil eines regionalen Ausbildungspaktes und wird vom Europäischen Sozialfonds mit rund einer Million Euro gefördert.

Insgesamt waren im Monat August 1.617 Jugendliche aus Bremen und 704 aus Bremerhaven noch ohne Ausbildungsplatz. „Wir halten daran fest, dass wir allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anbieten wollen“, so Ortwin Baum vom Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet (BWU). Dieses Ziel, glaubt er, „werden wir auch erreichen“.

Die jetzt ins Leben gerufene Ausbildungsinitiative bietet den Betrieben handfeste Vorteile: Sie können Verwaltungsaufgaben, die mit der Ausbildung verbunden sind, an die BWU abgeben und sich überdies tarifvertraglich geregelten Übernahmeverpflichtungen entziehen. Außerdem werden die Jugendlichen sozialpädagogisch betreut. Hinzu kommt noch ein finanzieller Aspekt: Der Pakt sieht einen Pauschallohn vor, der sich zwischen 330 Euro im ersten und 355 Euro im vierten Ausbildungsjahr bewegt. Damit können in einzelnen Branchen deutliche Einsparungen verbunden sein. So müsste beispielsweise die Metall- und Elektroindustrie ihren Azubis schon von Anfang an mindestens 653 Euro zahlen.

Neu ist die Idee zu diesem Projekt nicht, lehnt es sich doch an ein Modell aus Wolfsburg an. Dieses habe am Ende auch neue Ausbildungsplätze geschaffen, so Heidemeyer. Da frage man sich doch: „Warum haben wir das nicht schon früher gemacht?“ Jan Zier