Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 23. Oktober, Katsuhiro Saiki, Murata & Friends, Mi.–Fr. 13–19, Sa. 12–18 Uhr, Rosenthalerstr. 39

Bodo Vitus ist Modefotograf. Neben Aufträgen für die Magazinpresse verdient er seit mehr als zwanzig Jahren vor allem dadurch anständig Geld, dass er die einschlägigen Kataloge rauf- und runterfotografiert. Die Lust am vermeintlichen Glamour des Life Style mag ihm dabei abhanden gekommen sein – nicht aber die Lust an seinem Medium. Das ist in seinen Fotografien zu sehen, die nun bei Wiensowski & Harbord ausgestellt sind. Es liegt eine große Ernsthaftigkeit darin, wie Bodo Vitus nun so ganz andere Schauplätze wie Jahrmärkte, Gartencenter und Obi-Baumärkte erforscht. Ein Engagement, wie es nur aus dem Vergnügen an der Sache herrühren kann. Mit heißem Herzen also macht er ziemlich coole Bilder. Zum Beispiel die Parade aller möglichen Wasserspeier um einen kleinen Pool im Obi-Baumarkt: Selten sah man zuletzt eine Fotografie, die so souverän zwischen Absturz und dem großartigen Vermögen balanciert, die barocke Pracht von Wasserpumpen aufzuzeigen – die dabei doch aus hässlichem schwarzem Plastik sind, aus blassem beigem Bambus oder gar in Form rotfüßiger Reiher daherkommen. Die Frage des Absturzes stellt sich, weil Vitus als Profi die Sache nicht unnötig verkompliziert. Er geht sein Motiv frontal, leicht von oben und symmetrisch an. Da mag der Baumarktpool zunächst als ein merkwürdig unfokussiertes Gewimmel schrecklicher Apparate erscheinen, bevor man plötzlich die schräge Eleganz des Wasserbeckens entdeckt. Stefan Erfurth von c/o Berlin befand denn auch bei der Eröffnung, wenn er diese Bilder sehe, bekomme er wieder Lust zu fotografien.

Die könnten auch die trickreich gespiegelten Einfamilienhäuser von Katsuhiro Saiki bei Murata& Friends provozieren. Nicht Wasser, sondern die Drehung der Kamera und die Doppelbelichtung stellen hier die Dinge so schön auf den Kopf.

Bis 26. September, Bodo Vitus, Fotografien, Wiensowski & Harbord, Sa., So. 15–19 Uhr, Goethestr. 69