arbeitsgelegenheiten
: Die Botschaft der Billig-Jobs

Die einen demonstrieren, die anderen jubilieren: Während zehntausende Woche für Woche gegen Hartz IV auf die Straße gehen und alternative Vereine Ein-Euro-Jobs ablehnen, freuen sich Wohlfahrtsverbände schon auf neue Billig-Jobber. Absurd.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Denn wer mit Alten oder Behinderten spazieren geht, braucht, was bei jeder Arbeit unabdingbar ist: Motivation. Ob Ein-Euro-Jobbern, die ihren Einsatz oft als Zwang empfinden, diese haben, kann getrost bezweifelt werden.

Zurecht weisen Alternativprojekte darauf hin, dass nur motivierte Mitarbeiter ihrem Anliegen nützen. Bislang waren die Erfahrungen mit Menschen, die vom Arbeitsamt zwangsweise geschickt wurden, nicht die besten. Solches Vorgehen nützt niemandem – schon gar nicht Arbeitslosen, die sich nichts Sehnlicheres wünschen als eine halbwegs bezahlte, sinnvolle Arbeit.

Umso schlimmer sind die Ein-Euro-Jobs, verschämt „Arbeitsgelegenheiten“ genannt. Schon der Begriff drückt aus, dass es den Hartz-Protagonisten explizit um eine Trennung von erstem und zweitem Arbeitsmarkt geht. Hier die wertvolle, weil auf dem Markt verwertbare Arbeit, dort die Tätigkeit, die geringer geschätzt und bezahlt wird.

Das Ganze wird umso ärgerlicher, wenn man die Finanzierung der Ein-Euro-Jobs unter die Lupe nimmt. Rechnet man alle Kosten zusammen, ließe sich schon fast ein sozialversicherungspflichtiger Teilzeitjob finanzieren. Legte man noch etwas drauf, ließen sich Jobs schaffen, die mit regulärer Beschäftigung in unteren Lohngruppen vergleichbar wären. Die Konstruktion der Ein-Euro-Jobs hat eine klare Botschaft: Wollen wir nicht!