Mit ein paar Kilo mehr

Auch Nowitzki und Okulaja sind wieder dabei, wenn das zuletzt etwas schwächelnde Team der deutschen Basketballer um die Qualifikation zur EM nächstes Jahr spielt. Das Ziel heißt Olympia 2008

VON JOACHIM MÖLTER

Am Mittwoch beginnt die Qualifikation für die Basketball-Europameisterschaft 2005, und für die deutsche Auswahl „ist die Vorbereitung antiklimaktisch verlaufen“, wie Dirk Bauermann sagt, der neue Bundestrainer. Mit anderen Worten: Es ging gleich gut los und wurde immer schlechter. Beim Turnier vorige Woche in Istanbul gab es drei Niederlagen nacheinander, die letzte gegen Russland mit einer erschreckend schwachen Punktausbeute – 48:66. Muss man sich sorgen um das Team des Deutschen Basketball Bundes (DBB)? „Das Ergebnis von Istanbul ist in keinem Fall ein Indikator dafür, wie sich die Mannschaft in der Qualifikation präsentieren wird“, versichert Bauermann.

Da wird sie ja wieder mit NBA-Profi Dirk Nowitzki auflaufen sowie mit Spanien-Legionär Ademola Okulaja, der in Valencia einen neuen Vertrag unterschrieb, während die Kollegen in Istanbul weilten. Bauermann hat also wieder das Team zusammen, das Anfang August in Köln den späteren Olympia-Zweiten Italien besiegte und nur knapp gegen die USA verlor, den Dritten von Athen. Weil die DBB-Auswahl danach in Bamberg ohne Nowitzki auch erstmals den Supercup gewann, gehen sie beim DBB zuversichtlich in die Qualifikation für die EM 2005 in Serbien-Montenegro. Trainer Bauermann sagt: „Das Ziel ist ganz klar die Qualifikation, und zwar ohne große Probleme.“

Das sollte sich machen lassen, zumal Dirk Nowitzki in den ersten vier der sechs Partien dabei sein wird, bevor er wieder zu seinem Klub nach Dallas muss: am heutigen Mittwoch beim Auftakt in der Ukraine sowie in den Heimspielen gegen Ungarn (11. September in Braunschweig), Belgien (15. September in Dortmund) und die Ukraine (18. September in Nürnberg). Der beste deutsche Basketballer wollte sich nach der bei der EM 2003 in Schweden verpassten Olympia-Qualifikation ursprünglich einen Sommer Pause gönnen, hat aber umdisponiert, nachdem der DBB Dirk Bauermann als neuen Coach verpflichtet hatte. „Es geht darum, gleich die richtige Chemie zu finden und mit dem neuen Trainer gut zusammenzuarbeiten“, sagte Nowitzki.

Der 26-Jährige mag dem unter unwürdigen Umständen entlassenen Finnen Henrik Dettmann nichts Schlechtes nachsagen, aber er glaubt, „dass die Zeit richtig ist, in eine andere Richtung zu gehen, was unseren Spiel-Stil angeht“. Dettmann war ein Anhänger der so genannten Triangle-Offense, mit der sein US-Kollege Phil Jackson die Chicago Bulls zu sechs und die Los Angeles Lakers zu drei Titeln in der NBA geführt hat. Aber diese Formation ist sehr anspruchsvoll und „macht es für manche Spieler schwierig, erfolgreich zu sein“, weiß Bauermann.

„Wenn man einen Spieler wie ihn hat, muss man ihn stärker einbeziehen. Man kann ihn nicht rumlaufen lassen wie einen normalen Bundesligaspieler“, sagt der Bundestrainer über Nowitzki. Das Spielsystem der DBB-Auswahl wird also auf den NBA-Profi zugespitzt; dass der aus versicherungstechnischen Gründen von den Dallas Mavericks nur selten zur Verfügung gestellt wird, macht das Einspielen zwar schwieriger, aber nicht unmöglich. Nowitzki spielt ja seit zwölf, dreizehn Jahren ununterbrochen in DBB-Teams und kennt die meisten Kollegen. Zum anderen hat Bauermann auch zwei Kumpels aus seinen Jugendtagen in Würzburg zurückgeholt: Robert Garrett, neuerdings in Neapel unter Vertrag, sowie Demond Greene, der in Leverkusen tätig ist, wie übrigens auch Denis Wucherer, ein weiterer Rückkehrer. „Jetzt haben wir wenigstens ein paar Kilogramm auf dem Platz stehen“, findet Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner. Dank ihrer Athletik können die drei dem DBB-Team helfen, sich im internationalen Geschehen durchzusetzen, bekräftigt Bauermann. Nur um Dirk Nowitzki einen Gefallen zu tun, habe er das Trio jedenfalls nicht berufen: „Alle drei haben es sich durch gute Leistungen in der Liga verdient.“

Sportdirektor Wolfgang Brenscheidt freut sich indes nicht nur über diese Comebacks: „Alle sind wieder da, von denen man geglaubt hat, sie würden nach dem EM-Aus pausieren oder aufhören – Dirk, Patrick Femerling, Ademola Okulaja.“ Und denen gehe es nicht nur um die EM-Qualifikation, erzählt er: „Das Ziel Olympia 2008 ist definiert.“