ITALIENS FLUGLINIE ALITALIA MUSS SICH FIT MACHEN – FÜR DEN VERKAUF
: Blockade bringt nichts

Wieder einmal droht der Alitalia das Aus. Bereits im Mai konnte erst in einer nächtlichen Geheimsitzung die Insolvenz abgewendet werden. Die Gewerkschaften hatten den Vorschlag des Managements – Stellenabbau und „Gesundschrumpfung“ – damals verhindert und stattdessen den Ausbau der Airline favorisiert. Doch mit ihrer vermeintlich starken Haltung hat die Gewerkschaft der Belegschaft mehr geschadet als genutzt.

Der Konflikt wurde damals nur verschoben, nicht gelöst. Nun droht dem Unternehmen – das sich noch immer überwiegend in staatlicher Hand befindet – erneut die Zahlungsunfähigkeit. 5.000 der 21.000 Stellen stehen auf der Streichliste des Firmenchefs. Und wieder blockieren die Gewerkschaften. Doch ihr notorisches Nein reicht auf Dauer nicht aus.

Denn die Alitalia leidet nicht nur wie die gesamte Branche unter den Spätfolgen des 11. Septembers und der wachsenden Konkurrenz durch die Billigflieger. Ihre Probleme sind auch hausgemacht. Die Fluglinie fliegt seit Jahren Verluste ein und verliert stetig Marktanteile. Die vielen Streiks der Vergangenheit haben ein Übriges getan, den Spaß am Fliegen mit Alitalia zu vereiteln. So mancher Kunde steigt zumindest im Inland mittlerweile lieber auf die Bahn um.

Die ist übrigens vom jetzigen Alitalia-Chef Cimoli erfolgreich saniert worden. Das könnte die Belegschaft der Flugline zuversichtlich stimmen. Doch die Zukunft wird ihr noch weitere Veränderungen abverlangen. Denn die Alitalia mit ihrer kleinen und alten Flotte ist ein Kandidat für eine Übernahme, zum Beispiel durch die Air France.

Das ist die Folge der Privatisierung der europäischen Fluglinien und des zunehmenden Konzentrationsprozesses, dem auch schon die Swiss und die Sabena in Belgien zum Opfer fielen. Aufzuhalten ist dieser Prozess nicht – aber Alitalia kann ihn mitgestalten. Und die Gewerkschaften sollten aktiv mitwirken und soziale Härten vermeiden. Damit dienen sie ihren Mitgliedern auf Dauer mehr als durch eine andauernde Blockade.

STEPHAN KOSCH