musikfest-notizen
: Groß und echt

Thomas Hampson war erkrankt und für ihn kam, sang und siegte: Vesselina Kasarova. Viele hatten ihre Karte zurückgegeben und verpassten den begeisternden Auftritt der jungen Bulgarin. Die phänomenale Technik der Mezzosopranistin zeigt sich im Umfang ihrer Stimme: von einer machtvollen Tiefe – über die sie gelegentlich selbst schmunzelt – bis zu einer so leuchtenden Höhe, dass man sie für einen Sopran halten könnte. Weiterhin zeigt Kasarova einen unendlichen Reichtum an Klangfarben, Lautstärken und schier atemberaubender Legatobildung.

Dies alles nützte nichts, stünde es nicht im Dienst des jeweiligen musikalischen Affektes. Und da kann man bei Kasarova ganz schnell seinen Programmtext zuklappen, weil man mit jedem Ton hört, wovon sie singt. Ihre Gefühle sind groß und echt, mit einer schwer beschreibbaren Deckungsgleichheit von Emotion und Ton. Das erreicht archaische Dimensionen.

Es spielt dabei keine Rolle, ob sie Gluck, die glühenden Koloraturen von Händel und Rossini, die affektvollen Rezitative von Haydn oder auch bulgarische Lieder singt. Das ist Weltklasse. Ute Schalz-Laurenze