Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Sinbad – Der Herr der sieben Meere“: 2. 10.–8. 10. in der Passage 3, im Thalia 2; 7. 10. im Tonino

Der enorme Erfolg von „Fluch der Karibik“ mit dem reichlich flamboyanten Johnny Depp in der Hauptrolle hat erneut das Interesse an einer Gattung angekurbelt, mit der in den vergangenen Jahrzehnten kaum ein Blumentopf zu gewinnen war. In seiner klassischen Ausprägung ist der Piratenfilm stets ein ausgesprochenes Studiogenre gewesen, denn nur im Atelier konnte man seinerzeit die aufwändigen Seeschlachten mit Schiffsmodellen in kleinen Wassertanks schlagen. Insofern ist „Der rote Korsar“, von Robert Siodmaks 1952 an Originalschauplätzen und mit echten Schiffen gedreht, eine Ausnahme. Zwar gibt es auch hier eine Seeschlacht, doch die fällt zwangsläufig ein wenig dürftig aus: Man hüllt die Szenerie einfach in eine Menge Kanonenrauch. Auch sonst ist in „Der rote Korsar“ alles ein wenig anders als bei den klassischen Studioproduktionen: Anstelle bunter Hafenkulissen gibt es weiß getünchte Dörfer, statt dramatisch wild bewegtem Wasser sieht man das ruhige tiefblaue Mittelmeer, und statt dramatischer blutroter Sonnenuntergänge das heitere Azurblau des Himmels unter der Mittelmeersonne. Überhaupt erweist sich der Film trotz einer klassischen Story – Piratenkapitän Vallo kämpft gegen einen fiesen Gouverneur und seine schurkischen Handlanger – eher als Piratenparodie, in der die komischen und burlesken Elemente stark im Vordergrund stehen. Sehr attraktiv sind allerdings die zirzensischen Aspekte des Genres herausgestellt: Die ehemaligen Trapezartisten Burt Lancaster und Nick Cravat vollführen mit viel Spaß und Können tollkühne Kunststücke in der Takelage ihres Schiffes.

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Auch in Robert Louis Stevensons Abenteuerklassiker „Die Schatzinsel“ gibt es bekanntermaßen Piraten, und doch gehören die Verfilmungen des Romans keineswegs zu den Piratenfilmen. Denn das Genre konstituiert sich über den Akt des Plünderns und des Kämpfens und keineswegs über die Suche nach verborgenen Schätzen und dem Herumbuddeln im Sand. Doch das kann ja auch nett sein – insbesondere, wenn es von den stets sympathischen Muppets respektlos veralbert wird. In „Muppets – Die Schatzinsel“ übernehmen die Puppen die Nebenrollen der Geschichte: Kermit gibt den Captain Smollet als „Mann, in dem Dämonen wüten“, und Piss Piggy ist eine Benjamina Gunn, die auch vor Karate-Einlagen nicht zurückschreckt. In der Hauptrolle reüssiert allerdings ein ganz und gar lebendiger Schauspieler: Tim Curry verkörpert den Bilderbuchpiraten Long John Silver mit mächtig viel Augenrollen und Augenzwinkern.

„Muppets – Die Schatzinsel“: 2. 10.–8. 10. im Blow Up

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Auch aus dem guten alten Sindbad hat die aktuelle Zeichentrickverfilmung des Studios DreamWorks einen Piraten gemacht – in den 1001-Nacht-Märchen war er ja wohl noch ein ehrbarer Kauffahrer. Doch „Sinbad – Der Herr der sieben Meere“ setzt eben mehr auf Action und coole Sprüche als auf orientalische Märchenatmosphäre und kommt so dem sich zweifellos stetig ändernden Geschmack eines jugendlichen Publikums entgegen.

„Der rote Korsar“: 2. 10.–5. 10. im Regenbogenkino

LARS PENNING