Wenig Ordens-Frauen

Johannes Rau steckt Siebeck und Biolek Orden an. Und beklagt, dass kaum Frauen vorgeschlagen würden

BERLIN taz ■ „Wir Deutsche tun uns so schwer mit unseren Symbolen“, klagte Johannes Rau gestern. Der Bundespräsident veranstaltete gerade wieder eine Sammelverleihung von Verdienstorden. Wollte er, das aufgeklärte Staatsoberhaupt, etwa an den gesunden Nationalstolz appellieren? I wo, kaum stand der Sekt bereit, da wollte Rau die Gläser schon heben lassen – und vergaß ein wichtiges nationales Symbol: die Hymne. „Die Hymne noch, Herr Präsident!“, flüsterte ein Mitarbeiter.

Den Verdienstorden der Bundesrepublik erhält, wer sich in besonderer Weise ums Vaterland bemüht. 45 Personen dieser Kategorie entdeckte der Präsident. Einer davon ist Wolfram Siebeck, jener Gastro-Kritiker, der deutschen Roséwein für ein Zusammengepansche schimmeliger Trauben hält und der die Currywurst als kulinarischen Irrtum verachtet.

Auch Alfred Biolek erhielt den Orden. Nicht etwa für seinen Rückzug von der Fernsehleinwand, sondern für seine Arbeit als UN-Botschafter für Weltbevölkerung. Die Preisträger seien „deutsche Botschafter ohne Botschaftergehalt“, befand der Bundespräsident. Allein es gebe zu wenig Frauen. Verdient hätten viel mehr Frauen den Orden. Unter den eingereichten Vorschlägen seien die aber nur zu 30 Prozent vertreten: „Erbitte mehr Vorschläge.“ THILO SCHMIDT