„Ein rein privater Termin“

Michel Friedmann ist zurück. Noch nicht im Fernsehen, aber in der Gesellschaft. Politprominenz von Angela Merkel (CDU) bis Klaus Wowereit (SPD) gibt ihm die Ehre

Michel Friedman, der wegen Kokain und Prostituierten vom Bildschirm verbannte Moderator, ist zurück. Nicht im Fernsehen. Aber in der Berliner Gesellschaft. Regina Ziegler, eine Film- und Fernsehproduzentin aus der Hauptstadt, lud am Montagabend in ihrer Villa im gediegenen Stadtteil Zehlendorf zu einer Party für Friedman.

Ziegler ist eine langjährige Freundin des Moderators. Außerdem ist Friedman Hausjurist ihrer Filmfirma. Prominenz war geladen – wie in alten Zeiten. Damals suchten viele Friedmans Nähe, heute ist die Gästeliste ein Indikator für seine Rehabilitation: Kann man sich schon heute, vier Monate nach Bekanntwerden des Sündenfalls, wieder sehen lassen mit Michel F.?

Man kann, findet jedenfalls Angela Merkel. Ein Boulevardblatt beobachtete die Unionschefin, die bereits am frühen Abend zur Friedman-Party erschien. Eine Botschaft, wie sich die CDU-Vorsitzende den Umgang mit dem CDU-Mitglied Friedmann vorstellt: Ganz normal. Aber eine dezente Botschaft. O-Töne zu ihrem Besuch gab es nicht. Merkel mochte sich auch auf Nachfrage weder zu ihrem Besuch in Zehlendorf noch zu Friedman äußern. Im Terminkalender der Mitarbeiter der Partei- und Fraktionschefin war der Abendtermin gar nicht aufgetaucht.

Das Gleiche gilt für Klaus Wowereit (SPD). Der Regierende Bürgermeister von Berlin erschien am Montagabend mit einem großen Blumenstrauß in der Ziegler’schen Villa. „Ein rein privater Termin“, erklärte ein Senatsspecher, die Feier betrachte man nicht als gesellschaftliches Ereignis. „Es gibt nichts für die Öffentlichkeit.“ Im Sommer hatte sich Wowereit im Kreise von Journalisten entsetzt über die Berichterstattung zum Fall Friedman gezeigt. Wowereits Justizministerin Karin Schubert (SPD) war hingegen kritisiert worden: Der Sprecher ihrer Verwaltung habe zu viele Details über die Ermittlungen an die Öffentlichkeit gegeben.

Einer, der diesen Vorwurf explizit erhob, war am Montag auch auf der Party: Michael Naumann, der Zeit-Herausgeber und ehemalige Kulturstaatsminister. Selbst die CSU hatte jemand zum Rehabilitations-Sekt geschickt: Günther Beckstein, den bayerischer Innenminister. Gäste jenseits der Politik waren Bild-Chefredakteur Kai Diekmann, die Talkshowgastgeberin Sabine Christiansen, Sat.1-Moderator Ulrich Meyer und die ehemalige taz-Chefredakteurin Georgia Tornow. Einer, der geladen war, fehlte allerdings: Paul Spiegel, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, als dessen Stellvertreter Friedman bis zum Skandal fungiert hatte.

Ob der polarisierende Talkmaster in naher Zukunft wieder auf dem Bildschirm zu sehen sein wird, ist weiterhin unklar. Bei Ermittlungen gegen ukrainische Zuhälter waren Friedmans Kontakte zu Prostituierten ins Blickfeld geraten. Der Prozess gegen die Menschenhändler läuft noch. ROBIN ALEXANDER