Stadt gibt sich korrekt

Erst 23 Jahre nach einen Chemieunfall wurde Anwohnern in Celle die Grundwasserentnahme verboten

Celle taz ■ Erst 23 Jahre nach einem Chemieunfall mit möglicherweise Krebs erregenden Stoffen im Celler Bahnhof hat die Stadt Anwohnern verboten, Grundwasser zu entnehmen. Nach Behördenangaben ist das Wasser mit Trichlorethan verseucht. Mindestens 5.000 Liter des chlorierten Kohlenwasserstoffs sollen ins Erdreich geflossen sein. Über die Gefährdung der Anlieger sind Experten uneins.

Das Verbot der Wasserentnahme sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, hieß es im Amt für Entwässerung und Bodenschutz. Die Stadt verwahre sich gegen den Vorwurf, zu spät gehandelt zu haben. Nach städtischen Angaben wurden direkt unter dem Bahngelände 25.000 Mikrogramm Trichlorethan pro Liter Wasser gemessen. Damit ist der empfohlene Grenzwert 500-fach überschritten.

Der Leiter des niedersächsischen Landesgesundheitsamts sieht derzeit keine Gefährdung für Anwohner. Das flüchtige Trichlorethan schädige nur in großer Menge über lange Zeit die Haut. Der Giftstoff-Experte Hermann Kruse vom Institut für experimentelle Toxikologie der Universität Kiel hingegen warnte vor einem „hochtoxischen Cocktail“ in Hausbrunnen des Gebietes.