HDW wieder auf Kurs

Kieler Werft hat nun doch Auftrag für vier Containerschiffe ergattert. Weiterbetrieb ist damit zunächst gesichert

Kiel taz ■ Nach wochenlangen Verhandlungen ist der Deal jetzt doch in trockenen Tücher: Die größte deutsche Werft HDW hat sich einen fast geplatzten Großauftrag zum Bau von vier Containerschiffen gesichert. Nach Unstimmigkeiten über die Bezahlung der Arbeiter haben die Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft AG und die IG Metall sich auf eine entsprechende Tarifeinigung verständigt. Ende Juli lehnte der Vorstand das Projekt noch ab, weil Gewerkschaft und betriebliche Tarifkommission einem langfristigen Lohnverzicht und Mehrarbeit für den Auftrag der Hamburger Münchmeyer Petersen Steamship (MPC) nicht zugestimmt hatten.

Die Ablieferung der Schiffe war zunächst für die Jahre 2004 und 2005 geplant. Angesichts des durch koreanische Dumpinglöhne verzerrten Handelsschiff-Marktes hatte die Werftleitung den Abschluss allerdings von dauerhaften Zugeständnissen aller HDW-Mitarbeiter abhängig gemacht. Die Beschäftigten sollten gegen den Widerstand des Betriebsrates auf bis zu zehn Prozent von Lohn und Gehalt verzichten. Außerdem hätte die Belegschaft drei Stunden länger pro Woche arbeiten sollen. Wegen der Auftragskrise im zivilen Schiffbau hatte die Traditionswerft bereits angekündigt, 750 der insgesamt 3.400 Arbeitsplätze abzubauen.

Schleswig-Holsteins SPD-Wirtschaftsminister Bernd Rohwer zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert: „Dieser Auftrag wird dazu beitragen, die Beschäftigung bei HDW in großen Teilen zu sichern. Damit wird zugleich untermauert, dass HDW als Universalwerft erhalten und gestärkt werden muss.“ Rohwer war besonders erfreut, dass IG Metall und Vorstand sich aufeinander zubewegt haben: „Wenn dieser Kompromiss auch nicht leicht fiel: Alle Beteiligten haben Weitsichtigkeit bewiesen.“ Diese „Einsicht von Unternehmen und Mitarbeitern ist beispielgebend“, so Rohwer.

Ministerpäsidentin Heide Simonis und Rohwer hatten sich seit Wochen um diesen Kompromiss bemüht. Simonis hatte gleich nach ihren Sommerurlaub einen Termin beim HDW-Vorstand wahrgenommen. Welchen Anteil die Landesregierung an dem nun erzielten Ergebnis hat, ließen die Beteiligten aber offen. PETER AHRENS