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Die Nischen für HipHop sind in Berlin doch recht klein geraten. Speziell für die Sounds jenseits der Charts, weswegen der MC Oddateee heute ins Ausland geht

Soul Fire. Planet Rock: Oddateee & DJ Skilly Nastase und Howlin Mad Murdock. Heute um 22 Uhr im Ausland, Lychener Str. 60

Und selbst hier wirkt der Poet etwas deplatziert. Denn der in der Bronx von New York geborene und aufgewachsene MC passt eigentlich alles andere als geschmeidig in die Reihe der feinen Reggae- und Soulabende, die unter dem Motto „soul fire“ monatlich die Spaßlustigen in den Club an der Lychener Straße ziehen. Was weniger an seiner Herkunft als vielmehr mit den noisigen Interventionen zu tun hat, die die HipHop-Grooves binden und ergänzen.

Bei Oddateee alias Ricardo Galindez herrscht strukturierte Verwirrung. In seinen Texten stellt er Fragen, spricht von Desorientierung, Obrigkeitshörigkeit und Lebensphilosophien. Dass sich die Antworten darauf nicht allein mit den Hüften finden lassen, liegt auf der Hand. Die Zerrissenheit zwischen Geist und Körper oder Vernunft und Willen, um die es im Leben immer wieder geht, wird durch die Integration von elektronischen Störgeräuschen in den lässigen HipHop-Grooves fein herausgearbeitet. Der in Wien lebende MC weiß Atmosphären aufzubauen, sie umzukrempeln und dadurch für die HörerInnen zu öffnen. Was nicht verwunderlich ist, schaut man auf das künstlerische Umfeld, in dem sich Galindez in den letzten Jahren als Live-Rapper etabliert hat. Mit seinem Rap im Geiste von Gruppen wie Gang Starrs oder Tribe Calles Quest absolvierte er Auftritte mit Prince Paul, dem Anti Pop Consortium oder den Sofa Surfers – alles nur Eckpfeiler seines Treibens. HipHop-Experimentalisten von Dälek, die vor einigen Wochen das zunächst distanzierte Publikum in der Volksbühne auf ihre Seite zogen, dabei den Graben zwischen Bühne und Tribüne aufhoben, haben Oddateees aktuelles Album „Steely darkglasses“ mitproduziert. Heute wird Galindez mit seinem DJ am Pult das Ausland rocken. So viel steht fest. Und die TänzerInnen werden auch nicht zu kurz kommen. Beim Punk ging das ja auch.