berliner szenen Alle Schwulen tanzen …

… nur Michi Beck nicht

Grell leuchtet das Logo von MTV wie eine Verheißung. Ein roter Teppich lädt zum Träumen ein. Hollywood, Broadway, Alex. Wir feiern Designerama – das Festival, das kund tut, wie weit vorne die verkrüppelte Modeszene der Stadt ist. Der Wohlfühlsender mutiert am Eingang zur hässlichen Fratze: die Gästeliste. „Du bist nicht drauf!“ ist einer der häufigeren Sätze. Bestürzung, Diskussionen, Traumata. Drinnen kreisen bereits genug Aufgedrehte, Abgestumpfte und Abgelegte herum. Um halb eins scheinen alle auf der Suche zu sein: vorzugsweise nach einem Partner mit Getränkebons. Man beweist Markenkompetenz, lässt Mobiltelefone wie Laserschwerte flashen und schickt sich Bilder, um die Drei-Meter-Distanz zu überbücken.

Von den versprochenen Superpromis fehlt leider jede Spur. Die Pet Shop Boys finden angeblich Berliner Partys zu cool, und Sophie Ellis-Bextor muss morgen um fünf Uhr aufstehen. Gegen drei ist dann Hell am DJ-Pult. Eine Frau will ihr Bier mit Hells Sektglas tauschen: Der Meister guckt spöttisch, die Musik stimmt. Alle Schwulen und die, die so aussehen, tanzen endlich. Michi Beck geht nach Hause.

ULF LIPPITZ