Favorit: „schwarzer Wasserstoff“

Erster Wasserstofftag: Längst ist den Umweltaktivisten die Debatte entglitten

MÜNCHEN taz ■ Die Perspektive einer Wasserstoffwirtschaft droht auf Jahre hinaus alle ökologischen Fortschritte in Verkehrs- und Energiewirtschaft zu blockieren. Dies ist die Bilanz des ersten „Deutschen Wasserstofftags“, der am Mittwoch in München zu Ende ging. Längst ist die Frage, wie Wasserstoff künftig produziert werden soll, in den Hintergrund getreten.

Zwar warnte der Bestsellerautor, Umweltaktivist und „Wasserstoffpapst“ Jeremy Rifkin davor, „schwarzen Wasserstoff“ (aus fossilen Energien) zu gewinnen, und betonte, dass nur der „grüne Wasserstoff“ (aus erneuerbaren Energien) umweltverträglich sei. Doch andere Referenten, wie der deutsche Wasserstoff-Vordenker Carl-Jochen Winter, ließen durchblicken, dass sie auch mit Wasserstoff aus Kohle oder Erdgas „keine Probleme“ hätten.

Längst ist den Visionären der Umweltbewegung die Debatte um den Wasserstoff in die Hände der Industrie entglitten, die – an sich nicht verwerflich – hier große Wachstumspotenziale für die nächsten Jahre sieht. Linde, Gastgeber der Veranstaltung, ist Marktführer in Deutschland und hofft auf einen milliardenschweren Markt. Die Firma Total erläutert ihre Vision, 135.000 Wasserstoff-Tankstellen in der EU aufzubauen, DaimlerChrysler und BMW präsentieren ihre Fahrzeugkonzepte mit Brennstoffzelle (Daimler) und Wasserstoff-Verbrennungsmotor (BMW).

Wasserstoff – den es in der Natur als reine Substanz nicht gibt – muss mit hohem Energieeinsatz aus chemischen Verbindungen gewonnen werden. Die effektivste Methode ist heute, Wasserstoff mittels Dampfreformierung aus Erdgas zu gewinnen. Entsprechend wird er derzeit zu 95 Prozent aus fossilen Energien gewonnen. BERNWARD JANZING

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