Eine ganze Kommune will Hauptstadt bleiben

Die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Arnsberg, wo Grüne auf den Bürgermeister zielen

Arnsberg?80.000 Einwohner und 4.000 Staatsdiener in der Hauptstadt des Regierungsbezirks. In Arnsberg waren sie alle schon: Herzöge von Westfalen, die Hanse, die Kurkölnischen Fürstbischöfe. Dann kamen die Preußen mit ihrem famosen Verwaltungsapparat. Um den Berliner Beamten das fade Landleben etwas städtischer zu gestalten, sandte der König seinen Baumeister Schinkel. Das alles wäre längst Geschichte, wenn sich die Bezirksregierung hier nicht festgesetzt hätte. Aus den Tiefen der Provinz regiert sie bis heute ins Ruhrgebiet hinein und übers Sauerland hinaus bis nach Siegen. Daneben bereichern zahlreiche Landesbetriebe, Justizbehörden, Finanzamt, Arbeitsagentur und Kammern das Arbeitsplatzangebot in der Stadt.Wer hat was zu verlieren?Die ganze Stadt ihren Kapitalen-Status – in der Debatte um eine Verwaltungsreform in NRW. Kommt der Ruhrbezirk, wäre Arnsberg draußen. Deshalb ist das Bekenntnis zur Bezirksregierung ein unbedingtes Muss für Kandidaten, die bei der Kommunalwahl auch nur den Hauch einer Chance haben möchten. Und darum hält selbst die lokale CDU stramm gegen den Kurs der reformeifrigen Landespartei.Wer regiert im Rathaus?Bürgermeister Hans-Josef Vogel von der CDU wurde mit knapp 55 Prozent ins Amt gewählt. Nach einer sehr freundlichen Umfrage vom letzten Monat würden für ihn diesmal über zwei Drittel der Befragten stimmen.Wer will da rein?SPD-Spitzenkandidat Franz-Josef Schröder – der Vorname lässt auf eine tadellose katholische Familienchronik schließen – sieht sich auf den Plakaten seiner Partei „ganz nah dran“, kommt aber in Umfragen gerade mal auf ein Viertel der Stimmen. Das wird nicht reichen.Wer hat die schönsten Wahlplakate?Pünktlich zum Schützen- und Jägerfest im Ortsteil Neheim plakatierten die Grünen einen Vogel an den Fahnenmasten – ein Schuft, wer den Bürgermeister darauf erkennt. Und schwierig für einen echten Schützen dabei den Reflex im rechten Zeigefinger zu unterdrücken.Die taz-Prognose?Die CDU zieht der SPD wieder einmal davon. Aber in Krisenzeiten zahlt sich die Diaspora der Sozialdemokraten im Sauerland aus: Der Bodensatz ist seit Jahren erreicht. Tiefer geht‘s kaum noch, nicht einmal mit zusätzlichem Druck von Oben, aus Berlin. Und einen Posten behalten die Genossen auf jeden Fall. Chefin des Regierungsbezirks bleibt vorerst SPD-Frau Renate Drewke.

STEPHAN GÖBEL