TEURE TICKETS: WAS BEI FLUGLINIEN FUNKTIONIERT, SCHADET DER BAHN
: Spirale abwärts

Die Lufthansa hat jüngst ihre Flugpreise angesichts gestiegener Treibstoffpreise um einen Kerosinzuschlag angehoben. Andere Fluggesellschaften handeln ähnlich. Transport ist eine energieintensive Angelegenheit, Proteste gegen die Fluglinien sind nicht bekannt. Nun hat sich die Deutsche Bahn AG entschlossen, zum Dezember die Preise im Fernverkehr anzuheben, und sie begründet das ebenso mit erhöhten Energiepreisen. Warum sollte das ein Grund zur Kritik sein?

Natürlich muss die Bahn wie jedes Unternehmen darauf achten, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen – ein Verlust von 214 Millionen Euro im Fernverkehr im ersten Halbjahr 2004 legt diesen Rat nahe. Doch anders als etwa Lufthansa ist Mehdorns Schienengigant schon jetzt angeschlagen. Erhöhte Fahrpreise, das steht zu befürchten, werden noch mehr Kunden zu anderen Verkehrsträgern treiben. Damit aber begibt sich die Bahn in eine Abwärtsspirale, an deren Ende nicht erhöhte Einnahmen durch höhere Preise, sondern sinkende Erlöse durch ausbleibende Kunden stehen könnten. Diese Strategie ist hoch gefährlich.

Doch der Vergleich mit Lufthansa & Co. hinkt noch aus einem anderen Grund, und der ist entscheidend: Die Bahn ist, allen Börsenplänen und Rentabilitätsrechnungen zum Trotz, eben kein ganz normales Unternehmen. Sie steht für Grundversorgung im Transport jenseits des Individualverkehrs. Und sie besitzt ökologische Vorteile gegenüber allen anderen Verkehrsträgern, die eine Bevorzugung zum Wohle der Gesellschaft insgesamt rechtfertigen. Diese Tatsachen sollten zumindest dazu führen, dass die Bahn gegenüber ihren Konkurrenten wenigstens keine Wettbewerbsnachteile erfährt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Während der Billigflieger seinen Sprit ohne jede Steuer in die Luft blasen darf, müssen Mehdorns Lokomotiven ihren Diesel mit allen Steueraufschlägen tanken. Wenn die beschlossene Preiserhöhung hier ein politisches Umdenken befördern würde, wäre viel gewonnen. Doch angesichts leerer Haushaltskassen wird dieser Wunsch wohl unerfüllt bleiben. KLAUS HILLENBRAND