Grünes für Herz und Lunge

Zimmerpflanzen verbessern die Wohnqualität. Sie bauen Schadstoffe wie Formaldehyd, Benzol oder Nikotin ab, helfen bei der Stressbewältigung und sind dabei oft sehr anspruchslose Mitbewohner

von Sandra Pingel

Es liegt was in der Luft. Der Computer gehört heute ebenso zum Inventar einer durchschnittlichen Wohnung wie DVD-Player, Faxgerät und Telefon. Wer seine Wohnung noch dazu gerade frisch renoviert hat oder raucht, hat zusätzliche Probleme. Elektrosmog, Schadstoffe und Nikotin verpesten uns die Luft, Fachleute sprechen schon vom „Sick-Building-Syndrom“ (Wohn-Krankheits-Syndrom).

Zimmerpflanzen können da wahre Wunder wirken. Sie reinigen die Luft und sorgen insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Heizungen aufgedreht werden, für eine gesunde Luftfeuchtigkeit. Internationale Studien belegen zudem, dass Grünpflanzen zur Stressbewältigung beitragen.

Auch wenn es am viel beschriebenen grünen Daumen mangelt – die Auswahl an Pflanzen, die positiv zum Raumklima beitragen und dazu noch anspruchslos sind, ist groß. Gemeinhin gilt: weniger ist mehr. Das Zimmergewächs darf ruhig mal dürsten, übermäßige Bewässerung hingegen kann Wurzelfäulnis hervorufen.

Generell tragen Pflanzen immer zu einem besseren Raumklima bei, sagt Irmgard Dudas vom BUND Hamburg. Nur die in etlichen Wohnstuben beheimatete Dieffenbachie kann sie gar nicht empfehlen. Das giftige Gewächs, das in Zeiten der Sklavenhaltung gar zum Auspeitschen von Menschen benutzt wurde, öffnet beim Berühren so genannte Schießzellen, welche Nadeln und Giftstoffe herausschießen. Verletzungen von Haut und Augen können die Folge sein – also nichts für Haushalte mit Kindern oder Tieren, rät Dudas.

Eine Pflanze, die es nass mag, ist das Zyperngras. Das aus Madagaskar stammende Sumpfgewächs muss ständig feucht gehalten werden. Am liebsten steht es in einem großen, mit Wasser gefüllten Übertopf und trägt schon damit zur Luftbefeuchtung bei. Katzenbesitzer allerdings werden nicht lange Freude an der attraktiven Grünpflanze haben, für die Vierbeiner ist sie noch schmackhafter als Katzengras. Besonders empfehlenswert ist laut Dudas das Liliengras, da es insbesondere Dyoxin gut aufnimmt. Auch der etwas aus der Mode gekommene Ficus eigne sich hervorragend, um das Raumklima zu verbessern. Beim Umwandeln von Formaldehyd in saubere Luft ist er unübertroffen.

Wer in seiner Wohnung nur wenig direktes Licht zur Verfügung hat, kann der feuchtigkeitsspendenden Schusterpalme dennoch ein gutes Umfeld bieten. Sie wächst auch in der dunkelsten Ecke, verträgt plötzliche Temperaturschwankungen und gedeiht selbst bei trockener Heizungsluft. Zu ihrem Namen ist sie gekommen, da sie einmal fester Bestandteil jeder schummrigen Schusterwerkstatt war.

Die im Trend liegenden fruchtigen Exoten wie Feige oder Zierananas trügen zur Raumluftverbesserung hingegen recht wenig bei, so Dudas. Palmen sind ähnlich schön anzuschauen, kommen mit wenig Licht aus und helfen dennoch, Wohnschadstoffe abzubauen. Generell reinigt eine Pflanze die Raumluft umso besser, je größer die gesamte Oberfläche ihrer Blätter ist. Die Zwergdattel- und die Bergpalme nehmen insbesondere Formaldehyd auf, die Bergpalme außerdem Benzol, das unter anderem in Plastik und Tabakrauch enthalten ist.

Überhaupt Tabak: Für viele Gewächse ist der blaue Dunst tatsächlich Düngemittel. Das Wurzelwerk verwandelt Nikotin in Stickstoff, der wiederum das Wachstum der Pflanze fördert. Inzwischen ist sogar eine Vorrichtung auf dem Markt, die die Raumluft direkt in den Pflanztopf saugt. Bis zu fünfzig Kubikmeter Luft will das 1.000 Euro teure Gerätes pro Stunde reinigen. Weniger kostspielig und auch recht effektiv im Nikotinverbrauch ist da die Efeutute.

Vom viel geäußerten Vorurteil gegen Pflanzen im Schlafbereich hält Irmgard Dudas übrigens nicht viel. Der nächtliche Kohlenmonoxidausstoß sei so gering, dass er nicht schädlich sei. Dies gelte aber nur, solange das Schlafzimmer nicht zum Dschungel wird.