Mit düsterem Witz

Der Wochenendkrimi: „Polizeiruf 110: Winterende“ reflektiert die Vergänglichkeit (So., 20.15 Uhr, ARD)

Morde kommen im unlängst runderneuerten „Polizeiruf“ aus Meck-Pomm kaum vor, das Verbrechen an sich spielt nur eine untergeordnete Rolle. Letztes Jahr gaben Regisseur Andreas Kleinert und Autorin Beate Langmaack der NDR-Serie einen effizienten Erzählton vor: elegisch und beizeiten bissig. So klopft man die regionalen Gegebenheiten auf tragikomische Widersprüche ab. Die Mecklenburger Seenplatte etwa wird in stimmungsvollen Tableaus in Szene gesetzt, die von der Politik versprochenen blühenden Landschaften sucht man darin trotzdem vergeblich.

Nun geschieht ein echter Mord – auf Krimi-Sperenzchen wird aber weitgehend verzichtet. „Winterende“ kommt vielmehr als heiter-morbides Frühlingserwachen daher: In der Anfangsszene wird das tote Gestrüpp aus den kalten Monaten verbrannt, auf dass zarte Knospen aus dem Boden sprießen können. Bei Kommissar Törner (Henry Hübchen) meldet sich verzweifelt die Libido. Als eine Ärztin eine Routineuntersuchung durchführt, entblößt er ungefragt den Unterleib. Die Medizinerin ersucht ihn, die Hose hochzuziehen, und kontert seine Lobpreisungen der eigenen Gesundheit mit Anspielungen auf sein fortgeschrittenes Alter. Kollege Hinrichs (Uwe Steimle) wird auf andere Weise mit der Vergänglichkeit des Menschen konfrontiert: Als er seinen Vater besucht, hat der den Kopf verdächtig schräg gelegt. Schläft er oder ist er tot?

Wirklich verblichen ist allerdings nur Bestattungsunternehmer Preusler, der in seiner Sauna eingeschlossen wurde und darin verendete. Verdächtige finden sich reichlich: Die Gattin (Marlen Diekhoff) hat ausgerechnet während des Vorfalls die Musik so laut gestellt, dass sie die Hilfeschreie nicht hörte. Eine Grabrednerin war mehr als beruflich mit dem Toten verbandelt.

Kleinert und Langmaack präsentieren die Verdachtsmomente eher nebenbei. Der Krimi-Plot bekommt wenig Raum, dafür wird mit düsterem Witz die Endlichkeit des Menschen reflektiert. Der einsame Wolf Törner zeigt sich schwermütig – Ostspießer Hinrichs indes will angesichts von so viel Tod sein Ableben akkurat vorbereiten und liegt schon mal Probe in einem Sarg. CHRISTIAN BUSS