Putin lässt Ausschuss der Duma zu Beslan zu

Kritiker sehen das aber vor allem als taktisches Manöver des Präsidenten. Der Föderationsrat gilt als kremltreu

MOSKAU dpa/taz ■ Der russische Präsident Wladimir Putin hat einer Untersuchung der Geiseltragödie von Beslan im kremltreuen Föderationsrat zugestimmt. Der Vorsitzende der Regionenkammer des russischen Parlaments, Sergei Mironow, sagte gestern in Moskau, Putin habe die Sicherheitsdienste angewiesen, die Parlamentarier bei ihrer Aufklärungsarbeit zu unterstützen Für den 20. September werde nun eine Sondersitzung der Parlamentskammer einberufen. Auf ihr sollten die Mitglieder des Föderationsrats über „unerlässliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus“ beraten und den Untersuchungsausschuss zur Tragödie in der Schule von Beslan ins Leben rufen.

Anfang der Woche hatte sich der Kremlchef noch gegen einen unabhängigen Untersuchungsausschuss verwahrt, da er fürchtete, dieser könne zu einer „politischen Show“ ausarten. Die nun erfolgte Zustimmung Putins darf als ein taktisches Manöver gewertet werden, um wachsendem öffentlichem Druck vorzubeugen. Eine Gefahr stellen die Senatoren zurzeit für den russischen Präsidenten nicht dar, auch sie sind gänzlich vom Wohlwollen des Kreml abhängig.

Kurz vor der Ankündigung Mironows hatte sich die Terrorgruppe „Brigade Islambuli“ zurückgemeldet: Auf einer islamistischen Website droht sie mit der Ermordung Putins. Die terroristische Vereinigung hatte für drei Terroranschläge in Russland, bei denen in den letzten zwei Wochen über hundert Menschen ums Leben kamen, die Verantwortung übernommen.

Nach Erkenntnissen des ägyptischen Geheimdienstes stammten die früheren Bekennerschreiben indes von Mitgliedern einer so genannten Brigade, die gestanden haben soll, sich mit der Erklärung nur wichtig machen zu wollen. Es gebe keine Hinweise, dass die Gruppe mit den Terroranschlägen zu tun habe.

US-Präsident George W. Bush soll in einem Telefongespräch Putin volle Unterstützung im Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Russland zugesichert haben. UPI meldet unter Berufung auf eine anonyme Quelle, dass der Kremlchef im Tausch gegen freie Hand in Tschetschenien auch bereit sein könnte, amerikanische oder israelische Militärschläge auf den iranischen Atomreaktor in Buscher zu dulden. Der Reaktor ist seit langem ein Streitobjekt zwischen Washington und Moskau, das Teheran Technik und Know-how liefert.

KLAUS-HELGE DONATH