Ruhig rechts

Schleswig-Holsteins Neonazi-Zentrum „Club 88“ feiert Geburtstag – und niemanden stört es

Mit der Absicht, den Club 88 zu schließen, scheiterte die Stadt

Neumünster taz ■ Die Stimmung ist gut im „Club 88“. Mit Bier in der Hand stehen meist junge Männer und Frauen vor dem Zentrum der norddeutschen Neonazis in Neumünster. Andere Gäste des Clubs mit dem programmatischen Namen – „88“ steht für den achten Buchstaben im Alphabet und ist somit ein Code für „Heil Hitler“ – sitzen auf Holzbänken unter Festzelten im hinteren Garten. Devotionalien, deren der „wahre Nationalist“ bedarf, liegen aus zum Verkauf.

Zum siebenjährigen Bestehen des rechten Clubs in der schleswig-holsteinischen Stadt übten sich am Samstag die Versammelten in Selbstbeschränkung. Vor rund einem Jahr hatte ein Rechtsrock-Konzert mit 700 Neonazis die 70.000-Einwohner-Stadt in Atem gehalten. Nun sind etwa 200 „Kameraden“ aus Norddeutschland und Dänemark der Einladung ins Zentrum gegenüber der Grund- und Hauptschule im Stadtteil Gadeland gefolgt. „Ein ruhiger Abend“, sagt ein Polizeisprecher. Weder im Stadtteil noch im Zentrum sei es zu „Störungen“ gekommen.

Bemühten sich doch auch die „Club-Macher“, ihren Kameraden nahe zu legen „militante Aktionen“ in der Stadt möglichst zu unterlassen, um keine „Argumentationshilfe“ für eine Schließung zu geben. Denn nach Protesten gegen das Zentrum der militanten Neonazis hatte die Stadt im Jahr 2000 versucht, dem Club die Konzession zu entziehen, und war damit vor Gericht gescheitert. Nach jahrelangem Dulden des Treffs von dem keine nachweislichen Straftaten ausgegangen seien, sei ein aktueller Schließungsgrund nicht erkennbar, urteilte das Oberverwaltungsgericht. Seitdem kann die Neonazi-Szene in Neumünster wieder ungestört ihr Unwesen treiben. Sie stört ja niemanden. Andreas Speit