Schichtarbeiter HSV

Erneut muss die zweite Halbzeit herhalten, um den Hamburgern zum Sieg zu verhelfen: 2:1 gegen Gladbach

Hamburg taz ■ Den FreundInnen des Hamburger Sportvereins sei künftig ein neues Samstagsverhalten empfohlen. Sie sollten, falls erfolgsorientiert denkend, zunächst die Segnungen der Ladenöffnungszeiten auskosten, um dann gemach gegen 16.15 Uhr im Bereich des Volksparkstadions einzutreffen. Das erspart viel Verdruss. Denn sich erste Halbzeiten der Hamburger anzuschauen, kommt derweil masochsistischen Neigungen nahe. Nach dem Wechsel ist dann gemeinhin alles anders, und so bog der HSV auch das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach noch mit 2:1 um.

Sergej Barbarez, derjenige mit dem Beinamen der Vielgescholtene, war es, der mit zwei Treffern (59./73.) die Wende vollzog und den Gladbachern, die zur Pause lediglich mit 1:0 durch Arie van Lent (18.) vorn lagen, den Sieg noch entriss. Der Bosnier kann wohl noch 800 Tore für den HSV schießen, ins Herz werden sie ihn auf der Tribüne trotzdem nie einschließen. „Jetzt ruht er sich wahrscheinlich wieder drei Wochen aus“, wurde fröhlich weitergemeckert. „Beim Kopfballspiel ist er ja ganz gut, aber wehe, wenn er den Ball mal abgeben soll“, gehörte noch zu den freundlicheren Kommentaren über den Ungeliebten.

Der Beliebte hingegen war schon lange nicht mehr im Spiel, als Barbarez seine Treffer erzielte. Mitten in der Desasterphase des HSV in der ersten Hälfte zog sich Mittelfeldspieler Mehdi Mahdavikia eine Gehirnerschütterung zu und musste vom Platz getragen werden. Ein durchaus konsequentes Vorgehen, denn wahrhaft war es erschütternd, was die Hamburger in den ersten 45 Minuten zustandebrachten.

Haarsträubendes Bolzen vor allem in der Verteidigung, die vor Saisonbeginn von Leuten, die behaupten, vom Fußball etwas zu verstehen, als die Beste der Liga bezeichnet wurde. Vor dem 0:1 senste Ujfalusi über den Ball. Direkt nach dem Gegentor verdaddelte Hoogma das Spielgerät am eigenen Strafraum gegen den Gladbacher Sverkos. Der, total allein gelassen vom Gegner, war davon so irritiert, dass er den Ball nicht wie von den 51.000 entsetzten Zuschauern angenommen zum 0:2 ins Tor schoss, sondern die Latte vorzog. Das Spiel wäre danach wohl zugunsten der Gäste entschieden gewesen.

Doch so gab es noch eine zweite Halbzeit, und alles wurde wieder gut. PETER AHRENS