Al-Qaida beschwört den Sieg

Zum dritten Jahrestag der Terroranschläge des 11. September kündigt Bin Ladens Stellvertreter Aiman al-Sawahiri in einem Videoband den baldigen Sieg über die USA in Afghanistan und Irak an. Durchhalteparolen oder Hinweis für neue Anschläge?

BERLIN taz ■ Pünktlich zum dritten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September ist ein Video von al-Qaida aufgetaucht. In dem vom arabischen Fernsehsender al-Dschasira teilweise ausgestrahlten Band erklärt die rechte Hand Bin Ladens Aiman al-Sawahiri: „Die Niederlage der Amerikaner im Irak und Afghanistan ist – so Gott will – nur eine Frage der Zeit.“

„Im islamischen Irak haben die Mudschaheddin Amerikas Plan auf den Kopf gestellt“, sagte der Vize Bin Ladens. Der Osten und Süden Afghanistans sei für die Mudschaheddin zu einer „offenen Arena geworden“.

Der TV-Sender machte keine Angaben, wie er zu dem Video gekommen ist. Der US-Geheimdienst CIA beurteilte das Band als mit Sicherheit authentisch. Es war unklar, wo und wann die Aufnahmen gemacht worden sind. Hinweise auf die Krisenregion Darfur legten jedoch nahe, dass das Band relativ neu ist. Vor einem Jahr war noch Bin Laden selbst auf Video zu sehen gewesen.

Experten beurteilten die Al-Qaida-Botschaft höchst unterschiedlich. US-Beamte spielten die Bedeutung herunter. „Ich würde dem nicht zu viel beimessen“, zitierte die New York Times einen Geheimdienstexperten. Die Agentur Reuters zitierte dagegen Experten, die es für wahrscheinlich hielten, dass mit dem Video grünes Licht für neue Anschläge gegeben werde.

Dagegen spricht, dass al-Qaida keine geschlossene Organisation darstellt. Der renommierte ägyptische Experte Dia Raschwan sagte im taz-Interview, Bin Ladens Gruppe sei eher eine sich ausbreitende Idee. Um dazuzugehören, genüge es, irgendwo zuzuschlagen und sich einen Fantasienamen zu geben. Raschwan verglich al-Qaida mit McDonald’s: „Viele Zweigstellen und Lizenznehmer, aber nur eine einzige Speisekarte.“ KLH