Gott ernährt seine Kinder nicht

Nordrhein-Westfalens Bistümer wollen Immobilien verkaufen und Personal einsparen, weil Kirchensteuereinnahmen sinken. Arbeitnehmervertreter sehen Missmanagement und protestieren

VON KLAUS JANSEN

Die katholischen Kirchen in NRW kündigen drastische Sparmaßnahmen an. Weil durch Bevölkerungsschwund und Steuerreform die Kirchensteuereinnahmen sinken, wollen die Bistümer Aachen, Paderborn und Münster Immobilien verkaufen und Personal reduzieren.

„Dass der Vatikan noch irgendwelche Schätze hat und uns aus der Patsche helfen kann, ist ein Märchen“, sagt Reiner Schirra, Sprecher des Bistums Aachen. Bereits zu Jahresbeginn hatte das Bistum mit Unterstützung der Unternehmensberater von Droege & Company ein Sparprogramm aufgelegt, dem 150 Arbeitsplätze zum Opfer gefallen sind. Neue Berechnungen des Bistums haben nun ergeben, dass sich das einkalkulierte Defizit von 60 Millionen Euro bis zum Jahr 2007 voraussichtlich um einen zweistelligen Millionenbetrag erhöhen wird. „Es wird wohl zu weiterem Stellenabbau kommen“, sagt Bistums-Sprecher Schirra.

Auch im Erzbistum Paderborn droht Stellenabbau: Angesichts von erwarteten Mindereinnahmen bei der Kirchensteuer in Höhe von jeweils bis zu 30 Millionen Euro in den kommenden Jahren ordnete Erzbischof Hans-Josef Becker eine Senkung der Personalkosten um zehn Prozent an. Betriebsbedingte Kündigungen wolle man vermeiden, könnten aber nicht ausgeschlossen werden, sagt Generalvikar Manfred Grothe. Wie viele Jobs tatsächlich betroffen sein werden, kann das Erzbistum noch nicht errechnen: „Weil wir mit vielen verschiedenen Trägern zusammenarbeiten, wissen wir nicht genau, wie viele Menschen wir beschäftigen“, sagt ein Sprecher.

Auch das Bistum Münster will sich nicht im Detail zu möglichen Kürzungen äußern. Man werde in dieser Woche verhandeln, neben Immobilienverkäufen sei zur Kostensenkung auch Personalabbau möglich, sagt Regens Wilfried Hagemann. Allerdings dementierte er einen Bericht des Westdeutschen Rundfunks, demzufolge die Kirche jede siebte Immobilie verkaufen werde. „Es ist zu früh, um Zahlen zu nennen“, so Hagemann.

In Aachen, wo bereits im Mai 1.500 Menschen gegen den kirchlichen Stellenabbau demonstrierten, kündigt sich angesichts der neuen Hiobsbotschaften erneut Protest an. „Dass Steuereinnahmen sinken, ist seit fünfzehn Jahren bekannt. Dass das nicht erkannt worden ist, ist dickes Missmanagement“, sagt Josef Meiers, Sprecher der Angestelltenvereinigung Zukunft Arbeitsplatz Kirche (ZAK). Am 18. September wollen sich die Kirchenangestellten auf einen symbolischen Kreuzweg begeben und eine Mahnwache auf dem Aachener Münsterplatz abhalten. Denn, so Josef Meiers: „Das Ende der Fahnenstange bei den Kürzungen ist wohl noch lange nicht erreicht.“