Ein Wohnheim kommt selten allein

Anders als geplant wird kein Privat-Investor günstigen Wohnraum für Studis schaffen. Studentenwerk baut selbst

Bremen taz ■ Das geplante Studi-Wohnheim in der Spittaler Straße wird nun doch nicht von einem privaten Investor gebaut, sondern vom Studentenwerk. 428 Studierende sollen ab Herbst 2006 darin wohnen können – in Einzelappartments und Wohngemeinschaften für zwei beziehungsweise drei Personen. Einem ensprechenden Vorschlag stimmte jetzt die Wissenschaftsdeputation zu.

Ursprünglich war ein privates Unternehmen gesucht worden, das sich für 20 Jahre verpflichten sollte, günstigen Wohnraum ausschließlich an Studierende zu vermieten. Doch der einzige Investor, der am Ende in Frage kam, wollte im Laufe der Jahre die Miete steigern können, sagt Horst Bick von der Wissenschaftsbehörde. Darauf habe man sich nicht einlassen können: „Die Miete soll nicht mehr als 230 Euro im Monat betragen“. Öffentliche Mittel sind für den Bau nicht eingeplant, er soll sich alleine über die Mieteinnahmen refinanzieren. Allerdings schenkt Bremen dem Studentenwerk das Grundstück. Der Entwurf des Investors wird für 85.000 Euro übernommen.

Derzeit steht für 5,26 Prozent aller Studierenden in Bremen und Bremerhaven ein Wohnheimplatz zur Verfügung. Diese im Vergleich mit anderen Bundesländern niedrigste Versorgungsquote sei bisher hinnehmbar gewesen, weil es genügend Zimmer auf dem freien Markt gegeben habe, heißt es in einer Erklärung der Wissenschaftsbehörde. Und weiter: „Als Folge der bevorzugten Unterbringung ausländischer Studierender haben deutsche Studienanfänger, die aus anderen Bundesländern nach Bremen kommen, derzeit kaum eine Möglichkeit, einen Platz in einem Studentenwohnheim zu bekommen.“ Die Grüne Wissenschaftspolitikerin Silvia Schön wies darauf hin, dass es auch für die ausländischen Studis ausreichend Wohnheimplätze geben müsse. Bereits jetzt sind diejenigen von der Vergabe ausgeschlossen, die vor ihrem Studium einen Deutschkurs besuchen müssen.

Schöns CDU-Kollege Jörg Jäger hingegen nahm die Pläne zum Anlass, für ein neues Wohnheim in der Nähe der Hochschule zu werben. Diese wollte einen Investor finden, der auf dem Gelände der ehemaligen Schnapsbrennerei am Neustadtswall einen Neubau errichtet (taz berichtete). Jäger: „Wenn das gefundene Finanzierungsmodell mit dem Studentenwerk tatsächlich wie von der Verwaltung berechnet funktioniert, dann sollte über eine ähnliche Lösung in der Neustadt ernsthaft nachgedacht werden.“ eib