Viel Lärm um viel Autoverkehr

Die Bürgerinitiative „Stoppt den Gürtel“ diskutiert mit Politikern und Anwohnern über den Gürtelausbau in Nippes. Konsens herrscht in einem: Das Geld reicht derzeit nicht

KÖLN taz ■ Als Einziger bekannte sich FDP-Ratsherr Ralph Sterck „ohne Wenn und Aber“ zum Gürtelausbau in Nippes. „Ja, und zwar sofort“ wollte er Montag Abend im Bürgerzentrum Alteberger Hof die Schließung der Lücke zwischen Ehrenfeld und Mülheimer Brücke. Hans Jürgen Klipper (CDU) und Michael Zimmermann (SPD) plädierten zwar auch dafür, zeigten sich aber bereit, die Pläne zu überdenken.

Gegen den Ausbau sprachen sich Michael Weisenstein, Bezirksvertreter der PDS, und die grüne Ratsfraktionsvorsitzende Barbara Moritz aus. Moritz war allerdings nicht bereit, dies nach der Kommunalwahl zu einem „unverhandelbaren Essential“ bei möglichen Koalitionsverhandlungen zu erklären.

Die Fronten waren also schnell klar bei der Podiumsdiskussion, zu der die Bürgerinitiative (BI) „Stoppt den Gürtel“ geladen hatte. Der Diskutierlust zwischen den 80 Zuhörern und dem Podium tat das keinen Abbruch.

So musste sich die BI auch Kritik von Anwohnern der Merheimer und der Friedrich-Karl-Straße anhören, denen schon vor Jahren der Gürtelausbau versprochen wurde, und die unter dem aktuellen starken Verkehr leiden. Der Argumentation von BI-Sprecher Günter Isemeyer, dass der Ausbau noch mehr Verkehr auch in den angrenzenden Vierteln zur Folge habe, wollten sie nicht so recht glauben.

Seit über 30 Jahren gibt es Pläne, entlang der Straßenbahnlinie 13 im Kölner Norden zwischen Merheimer und Boltenstraße eine mehrspurige Straße zu bauen, um die umliegenden Wohnviertel vom Verkehr zu entlasten. BI-Sprecher Günter Isemeyer glaubt, dass der Ausbau höchstens die Innere Kanalstraße entlasten könnte. In Nippes seien allerdings eine ungleich größere Belastung bis hin zu gesundheitlichen Schäden für die Anwohner zu befürchten. Der Lärm, so Isemeyer, sei dann dauernd so stark wie der eines startenden Airbusses. Ein Immissionsgutachten über die Abgase halte die Verwaltung zurück, „um daran herumzubasteln“.

Keine Antworten gab es auf die Frage, warum die Verwaltung am Ausbau festhalte und gleichzeitig den Bau neuer Wohnungen direkt neben der geplanten „Autobahn“ erlaube. Erfreut nahm das Auditorium zur Kenntnis, dass bis auf die FDP alle Parteien die Bereitschaft zeigten, Maßnahmen zu prüfen, mit denen der Verkehr schon jetzt eingedämmt werden kann. Unisono wurde die Ausarbeitung eines umfassenden Verkehrskonzepts für den Kölner Norden mit Bürgerbeteiligung versprochen. Eine vage Hoffnung gibt es auch, mittelfristig das Ödland unter der Hochbahn zu „reinigen“, vielleicht sogar Radwege und Grünflächen anzulegen. Denn darin waren sich alle einig: Die Haushaltslage der Stadt Köln wird in den nächsten fünf Jahren den Gürtelausbau nicht erlauben. JÜRGEN SCHÖN