Ausländer-Diskriminierung in der Garage

Lüneburger Groß-Disco lässt „Ausländer nur in weiblicher Begleitung“ eintreten - gesponsert von der Hamburg-Mannheimer Versicherung. Veranstalter wollte Sexismus mit Rassismus bekämpfen. Jetzt distanzieren sich alle Beteiligten eilfertig

Von Marco Carini

Hip-Hop, Funk und Soul stehen auf dem Programm, Disjockeys aus mehreren Städten gestalten die Auswahl. Die regelmäßig von der Lüneburger Diskothek „Garage“ veranstaltete „Queens Black Night“ wäre allenfalls ein Fall für einen lokalen Veranstaltungskalender, gäbe es da nicht einen kleinen, aber unfeinen Hinweis auf den Werbeflyern für die Tanzveranstaltung. „Ausländer nur in weiblicher Begleitung“, stellt die Ankündigung unmissverständlich klar – und verstärkt die Botschaft durch ein unübersehbares Ausrufezeichen.

Auch ein zweiter Aufdruck verdient Erwähnung: Das Musikevent sei „sponsored by Hamburg Mannheimer“, erfährt der interessierte Kunde. Der zweitgrößte deutsche Lebens- und Unfallversicherer: ein „starker Partner“ (Eigenwerbung) auch in Sachen Diskriminierung?

Die rassistische Veranstaltungsankündigung hat inzwischen über Lüneburg hinaus hohe Wellen geschlagen. So schaltete sich etwa das Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin (ADNB) mit einem erbosten Brief an den Versicherer ein: „Wir sind bestürzt über diese Unterstützung ihres Unternehmens und bitten um eine öffentliche Stellungnahme und schriftliche Rückantwort hierzu bis zum 15. Oktober 2004“, heißt es in dem von Projektkoordinator Florencio Chiote verfassten Schreiben.

Das Berliner Netzwerk verweist darauf, dass die Zutrittsbegrenzung eindeutig der Europäischen Antirassismus-Richtlinie widerspricht. In dieser heißt es, dass eine „unmittelbare Diskriminierung“ vorliegt, „wenn eine Person aufgrund ihrer Rasse oder ethnischen Herkunft in einer vergleichbaren Situation eine weniger günstige Behandlung als eine anderer Person erfährt“. Die EU-Mitgliedsstaaten werden zudem in der Richtlinie verpflichtet, bei Verstößen gegen das Diskriminierungsverbot spürbare Strafen zu verhängen.

Die Hamburg-Mannheimer ist inzwischen zu ihrem Lüneburger Tanzpartner auf deutliche Distanz gegangen. „Wir sind entsetzt über den aus der Einladung zur ‚Queens Black Night‘ aufgedruckten Vermerk“, teilt die Pressereferentin des Versicherers, Sabine Dieter, mit. „Von weiterem Sponsoring“ der Veranstaltung „nehmen wir selbstverständlich Abstand und entschuldigen uns“, so die Sprecherin.

Das Sponsoring sei durch Vermittlung eines freien Handelsvertreters zustande gekommen, der sich „die Druckdaten des aktuellen Flyers vorab nicht mehr zeigen“ ließ, sondern sich „auf die bisherige Gestaltung“ des Werbezettels verließ, der in der Vergangenheit „den fraglichen Vermerk nicht“ enthalten hatte. Sabine Dieter: „Die Hamburg-Mannheimer distanziert sich nachdrücklich von ausländerfeindlichen oder diskriminierenden Äußerungen.“

Auch Garage-Betreiber Walter Hanel distanziert sich – wenn auch etwas halbherzig – von dem Ausländer-raus-Aufdruck. „Der Text wurde ohne Absprache mit uns von dem Veranstalter der ‚Queens Black Night‘, einem Lüneburger Hip-Hop-Laden, in den Flyer gesetzt“, so Hanel: „Wir haben diesen Text inzwischen untersagt und gedroht, die Veranstaltung zu kippen.“

Hintergrund sei, dass es bei den seit einem Jahr veranstalteten Tanznächten regelmäßig nicht nur zu Schlägereien, sondern auch zu sexuellen Übergriffen türkischer Jugendlicher gegen Disco-Besucherinnen gekommen sei, die sich beschwert und schließlich die Garage gemieden hätten.

Weil verhängte Lokalverbote „kaum durchsetzbar gewesen“ seien, habe sich der Veranstalter, selbst türkischer Nationalität, offensichtlich zu dem Begleittext entschieden. Hanel: „Das Problem, dass wir leider ausschließlich mit ausländischen Jugendlichen hatten, ist nicht wegzudiskutieren. Nur dulde ich nicht, wenn alle Ausländer über einen Kamm geschoren werden, wie es in dem Flyer passiert.“