der kommentar
: Europa allzu christlich gedacht

Der Fußballverband Uefa entschied: Das Champions-League-Spiel Bayern Münchens bei Maccabi Tel Aviv darf nicht verlegt werden – obwohl heute ein jüdischer Feiertag ist. Taktlos!

Karfreitags finden hierzulande keine Sportereignisse statt – und das respektieren selbst jene, denen jesuanische Überlieferungen einerlei sind. Christen aber wären vermutlich außer sich, würde eine europäische Organisation vorschreiben, dass an jenem Tag ein Event in Deutschland stattzufinden habe. Oder am Heiligabend. Eben „entsetzt und empört“ ist auch Paul Spiegel, Zentralratsvorsitzender der Juden – völlig zu Recht.

Europas Fußballverband Uefa setzte gegen Bayern München wie Maccabi Tel Aviv durch, dass heute deren Champions-League-Partie angepfiffen werden muss. Beide Teams hatten einer Verlegung zugestimmt, denn in Israel beginnt heute mit Rosch Haschana das jüdische Neujahrsfest. Die Uefa aber dekretierte: Religion ist Religion und Sport Sport – man müsse sich entscheiden.

Was ja auch nicht falsch ist – aber weshalb wird auf christliche Feiertage Rücksicht genommen, auf jüdische nicht? Israel zählt seit dessen Boykott durch seine arabischen Nachbarn sportlich zum alten Kontinent. Und darf doch, bitte sehr, auf Solidarität durch die europäischen Verbände bauen.

Was die Uefa beschied, war taktlos – und hochmütig. Weil sie Europa nur christlich denken kann? JAF